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TV auf dem Handy: Experten sehen wenig Chancen für neue Anwendung


Von Medienbüro Sohn

Berlin/Düsseldorf - Fernsehen auf dem Handy-Display als nächste Innovation, wieder überholen die Vorstellungen der Hersteller und Entwickler die Realität der Mobilfunkbranche. Auf der einen Seite rüsten die Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland unisono die Preise für Multimedia Nachrichten (MMS) ab, da das Versenden von Fotos und anderer multimedialer Inhalte doch nicht der große Umsatzbringer wurde, andererseits erhofft man sich nun vom Download von Musiktiteln auf das Handy einen neuen Anschub für mehr Datentransfers im Mobilfunk. Noch weiß niemand, wie die teuren UMTS-Netze profitabel mit Anwendungen gefüllt werden können, da startet in Berlin zur Zeit ein DVB-H Pilottest. „Digital Video Broadcasting – Handheld“ ist das digitale terrestrische Fernsehen für kleine, portable Endgeräte. Die Möglichkeit, Fernsehen in Echtzeit auf dem Handy zu sehen, soll der Mobilfunkbranche neue Impulse und neue Produkte liefern, so die Initiatoren der Broadcast Mobile Convergence Group (BMCO), welche den Pilottest durchführt.
Thumb Branchenkenner aus der Telekommunikation bezweifeln, dass Fernsehempfang auf dem Handy dazu beitragen kann, die Misere unprofitabler und nicht in der Breite akzeptierter Dienste zu überwinden. Die Idee zu DVB-H kommt auch weniger von den Netzbetreibern als von den Herstellern und auch den Landesmedienanstalten. Im Zuge der Einführung des terrestrischen Digitalfernsehens DVB-T in einigen Ballungsräumen suchen die Landesmedienanstalten nach neuen Zielgruppen, denn heute nutzen nur noch rund 7% der deutschen terrestrische Fernsehtechnik. Omar Khorshed, Vorstandsvorsitzender der acoreus AG http://www.acoreus.de in Düsseldorf, auf Dienste rund um Telekommunikation spezialisiert, sieht DVB-H aus mehreren Gründen als wenig adäquat für den Mobilfunk: „Zum einen hat DVB-H von der Übertragung her gar nichts mit GSM, UMTS oder auch WLAN zu tun, sondern ist wieder ein völlig eigenständiges Übertragungsverfahren. Für die Mobilfunknetze, die für bidirektionale Kommunikation ausgelegt sind, ergibt sich daraus keinerlei Auslastung. Dazu kommt, dass der Ansatz, Filme und Fernsehübertragungen auf einen 2 Zoll großes Handydisplay zu übertragen, nicht funktionieren kann.“ Es sei extrem unwahrscheinlich, dass jemand auf seinem Handy einen 90 Minuten dauernden Spielfilm oder ein volles Fußballspiel sehen möchte, und dafür auch extra bezahlt. Denn DVB-H soll, dies wird bereits schon während des Pilotversuchs in Berlin diskutiert, nicht über die Rundfunk- und Fernsehgebühren finanzierbar sein, sondern ein mobiles Pay-TV werden. Nach Ansicht von TK- und Medienexperten versuchen Rundfunk- und Medienanstalten, mit DVB-H ihre schwache Basis für DVB-T auszubauen. Die Goldmedia-Studie „Media Transmission Infrastructures 2009“ http://www.goldmedia.de , die für das Jahre 2009 nur rund 700.000 DVB-T Benutzer in Deutschland erwartet, ist bereits in heftigster Kritik bei den DVB-T Befürwortern. Bereits aber beim Start von DVB-T in Berlin im Herbst 2001 wurde von Kritikern eingeworfen, dass sich DVB-T flächendeckend nicht rechnet und kein ausreichender Markt dafür in Deutschland vorhanden ist. Ralf Sürtenich von der Beratergruppe insieme network http://www.insieme-network.com : „Die Medienanstalten unter Führung der Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg begründeten DVB-T von Anfang an damit, dass es auch auf Handheld-Geräten laufen würde, und zwar überall in Deutschland. Mittlerweile ist klar, dass es nicht überall portabel empfangen werden kann, dass DVB-T nur Ballungsräume abdecken wird. Außerdem muss die Technik zu DVB-H modifiziert werden, und es müssen ganz andere Inhalte übertragen werden, die speziell für den Empfang auf einem Handheld-Gerät produziert werden.“ Und während in der Telekommunikation längst der Trend in Richtung eines einzigen, IP-basierenden Transportnetzes gehe, welches Sprache, Daten und Bilder gleichermaßen übertragen, würde im Broadcast-Bereich umgekehrt eine immer stärkere Spezialisierung auf verschiedene Übertragungstechniken erfolgen. Eine immer größere Vielfalt von Techniken sei aber erfolgreichen Geschäftsmodellen im Mobilfunk kaum zuträglich. Auch Khorshed weist darauf hin, dass ein Bedarf an Video-Streaming für kurze Beiträge, so er denn tatsächlich beim mobilen Benutzer adressierbar ist, über andere Techniken im Mobilfunk realisiert werden kann: „Zukünftig wird auch WLAN zu den Übertragungstechniken im Mobilfunk gehören. Mit Bandbreiten von 11 MBit/s. und später auch höher lassen sich komprimierte Video-Inhalte auch problemlos über WLAN übertragen. Für jede Art von interaktiver Anwendung wird ohnehin ein Mobilfunk-Protokoll benötigt, da DVB-H ja eine reine Sendetechnik ist, die vom Endgerät nur empfangen werden kann.“ Für den Branchen-Insider würde ein Bedarf für Handy-TV, so er sich tatsächlich ergeben würde, eher der Medienbranche als der Mobilfunkbranche nutzen. Zwar seien die Netzbetreiber an Ideen für neue Mobilfunkprodukte interessiert, aber diese Produkte müssten auf die Kapazitäten der Mobilfunknetze zurückgreifen und dort den Datenverkehr forcieren.


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Hinweis Für den Inhalt der Pressemitteilung ist der Einsteller, Claudia Klemp, verantwortlich.

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