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'Hitlers Bombe' und die 'Detonation im deutschen Blätterwald'


Von Medienbüro Sohn

Rolle des Nobelpreisträgers Werner Heisenberg bisher überbewertet

Bonn/Berlin, www.ne-na.de – Das Buch hat bereits für viel Aufsehen und Aufregung gesorgt und den deutschen Blätterwald zum Rauschen gebracht, bevor es überhaupt erschienen ist. "Hitlers Bombe. Die geheime Geschichte der deutschen Kernwaffenversuche" heißt das rund 400 Seiten starke Werk, das heute (14. März) als Sachbuch bei DVA http://www.dva.de auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt wird. Im Kern geht es um die Frage: Wie nahe waren die Nazis an der Atombombe? NeueNachricht http://www.ne-na.de hat die beiden Autoren, den Wirtschaftshistoriker Rainer Karlsch und den Fernsehjournalisten Heiko Petermann, exklusiv vor Erscheinen des Buches interviewt.
Thumb Der bisherige Forschungsstand besagte, alle Pläne für eine deutsche Atomforschung seien wegen mangelnden Interesses von Hitler 1941 auf Eis gelegt worden. Neue Erkenntnisse der Geschichtsforschung scheinen zu belegen: Unter Aufsicht der SS testeten deutsche Wissenschaftler im Herbst 1944 auf Rügen und im März 1945 in Thüringen Prototypen nuklearer Waffen, die man heute als taktische Atombomben mit einer Vernichtungswirkung, die auf mehrere hundert Meter beschränkt war, bezeichnen würde. Die SüddeutscheZeitung http://www.sueddeutsche.de scheute sich nicht, den Verfasser Rainer Karlsch als "dubiosen Buchautor" zu bezeichnen, "der geschickt die PR-Maschinerie am Laufen hält". Gero von Randow ließ sich in der Zeit http://www.zeit.de herab, von dem in der DDR ausgebildeten Historiker mit einigen russischen Sprachkenntnissen und Kontakten zu Moskauer Archiven zu schreiben. Historiker hätten das Ganze noch zu prüfen. Eine Rezension folge. Das Schweizer Nachrichtenmagazin Facts http://www.facts.ch spricht zutreffend von einer "Detonation im Blätterwald". Interessant bei den kritischen Kommentaren einiger Medien: Das Urteil über "Hitlers Bombe" steht schon fest, bevor man überhaupt eine Zeile des Buches zur Kenntnis genommen hat. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und die heutige Ausgabe der FAZ http://www.faz.net markieren eine Ausnahme. Insbesondere manche Funde in russischen Archiven seien sensationell. Außerdem beende das Buch den "Gründungsmythos der kernphysikalischen Elite in der Bundesrepublik", der besagte, dass es im "Dritten Reich zwei Sorten von leitenden Kernphysikern gab: zweitklassige Naziforscher wie Diebner und erstklassige Wissenschaftler, zu denen auch Gerlach zählte, die sich dem Regime, so gut es ging, entzogen". Entscheidend ist aber wohl das Lob des amerikanischen Professors Mark Walker, der dem Buch einen "Ritterschlag" verlieh: "Karlsch hat ein neues Kapitel der Geschichte der Kernwaffenforschung im Dritten Reich geschrieben". Walker ist die internationale Koryphäe auf diesem Gebiet, seit er seine Dissertation "Die Uranmaschine" Anfang der 90er Jahre vorlegte. Im Gespräch mit dem Onlinemagazin NeueNachricht bedauern Rainer Karlsch und Heiko Petermann manch mediale Aufgeregtheiten, die auf mangelnde Kenntnis ihres Buches schließen lassen. Auch wenn der Verlagstitel "Hitlers Bombe" etwas vollmundig klingen mag, so stellt Petermann klar, dass die Hoffnungen auf einen deutschen Atomwaffeneinsatz letztlich unrealistisch waren. In der Tat ist das Bombenprojekt am 28. März 1945 offiziell zu den Akten gelegt worden. Damals hatten sich Speer, Himmler, der für die Atomtests verantwortliche Generalleutnant der Waffen-SS, Hans Kammler, sowie Walther Gerlach, 1944/45 Beauftragter des Reichsmarschalls für die kernphysikalische Forschung, bei einem Treffen in Thüringen darauf geeinigt. Trotzdem halten es Karlsch und Petermann aufgrund ihrer vierjährigen Recherche für erwiesen, dass wenige Tage vor dem Thüringer Treffen auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf – ebenso wie im Oktober 1944 schon auf Rügen – eine nukleare Bombe auf Hohlladungsbasis erfolgreich getestet wurde. Petermann: "Heute weiß man, dass ein wesentlicher Teil der Geschichte der kernphysikalischen Forschung nicht erzählt wurde." Das Autorenduo ist fern von jeder Sensationswissenschaft. Es habe sich bei den getesteten Bomben nicht um die erhoffte "Superwaffe" gehandelt: "Was auf Rügen und in Thüringen unter Aufsicht der SS getestet wurde, würden wir heute als taktische Atomwaffen bezeichnen. Sie hatten einen Wirkungsradius von etwa 300 bis 500 Metern. Gleichwohl mussten den Test am 3. März 1945 vermutlich rund 500 Häftlinge und Kriegsgefangene mit dem Leben bezahlen." Karlsch und Petermann widerlegen den Vorwurf von Spiegel-Online http://www.spiegel.de, die Erkenntnisse des Buches basierten sozusagen auf ein paar Interviews von Amateurhistorikern aus den neuen Bundesländern. Das Autorengespann wertete vor allem die Nachlässe von Erich Schumann und Walther Gerlach sowie die Unterlagen des Kaiser-Wilhelm-Instituts (KWI) in Berlin aus, die sie mit Unterstützung russischer Kollegen aus Moskau zurückholen konnten. "In den rund 20.000 Dokumenten des KWI-Archivs befanden sich Highlights wie die Patentanmeldungen von Carl-Friedrich von Weizsäcker, die Handakten Werner Heisenbergs und die Hinweise auf den Reaktorversuch von Kurt Diebner", so Karlsch. Die eigentlich interessanten Arbeiten fanden jedoch nicht am KWI für Physik statt, sondern bei den Waffenämtern des Heeres, der Marine und der SS. Der Nachlass von Gerlach, der laut FAZ "nach dem Krieg als fortschrittlicher Hochschullehrer" bei den Studenten äußerst beliebt war und als Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft sich "energisch jeder Beteiligung der Universitäten an Rüstungsforschung" widersetzte, bestand vor allem aus Kürzeln und Daten, mit denen die Autoren zunächst wenig anfangen konnten. Dennoch erwiesen sich diese Angaben als "Schlüssel zur Geschichte", weil durch sie erst die Zeitschiene und die Zuordnung von Daten und Handelnden möglich wurde. Der Nachlass des Leiters der Forschungsabteilung des Heereswaffenamtes, Erich Schumann, wurde aufgefunden und zusätzlich unzählige Dokumente aus internationalen Archiven und privaten Sammlungen. Es gebe durchaus weiteren Forschungsbedarf, so Karlsch und Petermann. Privatarchive könnten weitere Antworten liefern. Auf jeden Fall ist nach Erscheinen des Buches klar: Aufgrund der Quellenlage stand bisher vor allem die Gruppe um den Nobelpreisträger Werner Heisenberg im Mittelpunkt des historischen Interesses. Die Entrüstung über Karlschs Buch in den Medien lasse sich auch daraus erklären, dass "Hitlers Bombe" die Geschichte anders erzählt und den Anteil vermeintlich zweitklassiger Figuren am deutschen Atombombenprogramm in den Vordergrund rückt.

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