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Betriebliches Eingliederungsmanagement: Vom Wegschauen zum Sich-Kümmern


Von Bettina Maier, Journalistin

Intelligentes Instrument zur Sicherung von Wissen und Human Ressourcen in mittelständischen Unternehmen

München. Seit Mai 2004 sind Arbeitgeber gesetzlich zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) verpflichtet, wenn Beschäftigte sechs Wochen innerhalb eines Jahres arbeitsunfähig werden. Das Unternehmen vereinbart mit dem Betroffenen individuelle Maßnahmen die helfen, die Arbeitsfähigkeit wieder herzustellen und weiteren Erkrankungen vorzubeugen. Das kann ein orthopädischer Bürostuhl für einen Mitarbeiter mit Rückenproblemen sein, eine medizinische Rehabilitation oder die Versetzung in eine andere Abteilung. Ein Aufwand, der sich für alle Betroffenen auszahlt: Der Mitarbeiter fühlt sich wertgeschätzt – die Motivation am Arbeitsplatz und die Verbundenheit mit dem Unternehmen steigen. Das Unternehmen zahlt mit geringem Aufwand deutlich in die Arbeitgebermarke ein.
Thumb „Mit jedem investierten Euro ins Eingliederungsmanagement können Unternehmen ein Vielfaches an Ausgaben sparen“, weiß die Münchner Rechtsanwältin und Mediatorin Angela Huber. „Ein ausfallender Mitarbeiter kostet ein Unternehmen durchschnittlich 400 Euro am Tag. Da kann man sich schnell ausrechnen, welcher Betrag bei wochenlanger Arbeitsunfähigkeit zusammenkommt“, sagt die Expertin und verdeutlich dies an einem Beispiel: Ein IT-Spezialist, der nach einer schweren Rückenoperation nicht mehr an seinem gewohnten Platz arbeiten konnte, bekam von seinem Unternehmen einen ergonomischen Arbeitsplatz eingerichtet – die Arbeitszeiten und Aufgaben wurden angepasst. Der höhenverstellbare Tisch kostete 1.500 Euro und wurde von der Deutschen Rentenversicherung bezahlt. Auch für den orthopädischen Stuhl gab es 435 Euro Zuschuss. Eine stufenweise Wiedereingliederung wurde von der Krankenkasse bezahlt. Ohne das BEM wäre der IT-Spezialist noch vier Wochen arbeitsunfähig zu Hause gewesen. So konnte er bereits nach kurzer Zeit wieder im Betrieb arbeiten und ist bis heute nicht mehr rückfällig geworden. Die Gesamtersparnis betrug fast 10.000 Euro. „Darüber hinaus hat das Unternehmen aktiv sein Image gestärkt“, betont Angela Huber. Die Botschaft an die Belegschaft ist eindeutig: „Wir kümmern uns und stehen zu unseren Leuten – auch in schlechten Zeiten.“ Dies schafft eine Vertrauenskultur, eine Partnerschaft zwischen Unternehmen und Mitarbeiter. Kein BEM: Gefahr hoher Abfindungszahlungen Wird dem kranken Mitarbeiter kein BEM angeboten, wird der Arbeitgeber gesetzlichen Auflagen nicht gerecht und manövriert sich – auch juristisch – ins Abseits. Nach einem jetzt veröffentlichten Beschluss des Bundesarbeitsgerichts (BAG, Beschluss vom 7. Februar 2012 – 1 ABR 46/10) hat der Betriebsrat zu überwachen, ob der Arbeitgeber seiner Fürsorgepflicht zur Einleitung eines BEM nachkommt. Hierzu müssen ihm alle Namen der betroffenen Mitarbeiter vorliegen. Eine Entscheidung, welche Angela Huber begrüßt: „Wird kein BEM durchgeführt, entstehen dem Betrieb erhebliche Kosten, ausgelöst durch Entgeltfortzahlungen, Zusatzkosten durch Fehler und Überlastung der Abteilung, Unzufriedenheit und Motivationsmangel. Sollte doch eine Kündigung notwendig werden, besteht ohne das BEM eine Rechtsunsicherheit und die Gefahr hoher Abfindungszahlungen. Angela Huber: „Unternehmen sollten sich auch darüber im Klaren sein, dass arbeitsunfähige Mitarbeiter eine Krankheitsspirale auslösen können: Kollegen fangen die Mehrarbeit auf und werden durch Überlastung und Unzufriedenheit selbst krank.“ „Für Unternehmen bedeutet das BEM weit mehr als nur eine bloße Gesetzesvorschrift“, betont die Juristin, die deutschlandweit bereits über 200 BEM-Einzelfälle betreut hat und das Instrument in mittelständischen Unternehmen einführt, prüft oder optimiert. „Eine ganze Unternehmenskultur kann und muss sich wandeln – vom Wegschauen zum Sich-Kümmern.“ Angela Huber: „Vor allem die meist aussichtslosen Bemühungen der Personalabteilungen neue Mitarbeiter zu rekrutieren, zwingt die Unternehmen mehr denn je, sich um die Gesunderhaltung der Belegschaft und die bestmögliche Wiedereingliederung erkrankter Mitarbeiter zu kümmern. Beide Parteien erhalten so einen win-win-Erfolg.“ Doch was genau ist und wie funktioniert ein optimales Betriebliches Eingliederungsmanagement? „Das Unternehmen hilft dem kranken Mitarbeiter, wieder gesund zu werden und einer erneuten Arbeitsunfähigkeit vorzubeugen“, erklärt die Expertin. „Der erste Schritt ist die Kontaktaufnahme. Durch das Gespräch wird der Betroffene abgeholt, er fühlt sich von seinem Arbeitgeber wert geschätzt – Zufriedenheit und Motivation steigen. Anschließend gilt es – gemeinsam mit dem Mitarbeiter – das Problem zu erörtern: Welche Faktoren führten zur Erkrankung? Was belastet den Arbeitnehmer? Bei der Erarbeitung der Maßnahmen, wie etwa die Versetzung an einen anderen Arbeitsplatz oder die Gestaltung eines ergonomischen Arbeitsbereiches, wird der Mitarbeiter aktiv beteiligt, seine Eigeninitiative und Verantwortung gestärkt. Neutraler Blick von außen Aus ihrer Erfahrung weiß Angela Huber, dass es in vielen Personalabteilungen häufig an Zeit und Kapazitäten fehlt, um ein erfolgreiches BEM durchzuführen. Hier leistet sie Hilfestellung: schult Personalabteilungen und Führungskräfte im Umgang mit erkrankten Mitarbeitern oder führt als externe Expertin die komplette Maßnahme durch – vom Erstgespräch bis zur Erfolgskontrolle. Die Rechtsanwältin und Mediatorin sieht sich dabei als neutrale Person, die mit der Politik des Unternehmens nichts zu tun hat. Ein Vorteil bei eingefahrenen Situationen: „In Diskussionen kann ich emotionale Spitzen rausnehmen und vermitteln“, berichtet sie. Mitarbeiter, die sich ihrem Arbeitgeber nie öffnen würden, fassen Vertrauen, denn Datenschutz und Schweigepflicht stehen an erster Stelle. Die auf Arbeits- und Sozialrecht spezialisierte Juristin arbeitet dabei eng mit einem Netzwerk an Experten, wie etwa Psychologen, Betriebsärzten oder Suchtexperten zusammen. „In den meisten Fällen von Wiedereingliederung spielen Erkrankungen des Muskel- und Skelett- Systems mit 38 Prozent eine Rolle“, weiß Angela Huber. Es folgen psychische Störungen wie Burn-out mit 25 Prozent – gefolgt von Atemwegserkrankungen sowie sonstigen Verletzungen.

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Hinweis Für den Inhalt der Pressemitteilung ist der Einsteller, Bettina Maier (Tel.: 089/92306755), verantwortlich.

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