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"Das Haupthemmnis im Moment ist die Nachfrage"


Von Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e. V. (VATM)

110 Teilnehmer beim VATM-Glasfasertag in Köln / Mit Zwischenschritten und verschiedenen Technologien zum Ziel FTTH-Ausbau / Kritischer Blick der Bundesnetzagentur nach Brüssel

Der Breitbandausbau in Deutschland schreitet voran. Gravierende Herausforderungen stellen aber die Nachfrage und die Bereitschaft der Endkunden, für mehr Leistung auch mehr zu bezahlen, sowie grundsätzliche Fragen der Finanzierung und Förderung der Ausbauprojekte...
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Köln, 18.09.2013 - Der Breitbandausbau in Deutschland schreitet voran. Gravierende Herausforderungen stellen aber die Nachfrage und die Bereitschaft der Endkunden, für mehr Leistung auch mehr zu bezahlen, sowie grundsätzliche Fragen der Finanzierung und Förderung der Ausbauprojekte dar. 16 Experten aus TK- und Finanzwirtschaft, Verwaltung und Politik diskutierten auf dem vierten VATM-Glasfasertages in Köln in drei Panels über Regulierung, Markt, Finanzierung und Konzepte für einen erfolgreichen und möglichst flächendeckenden Glasfaserausbau in Deutschland. Zur Begrüßung ging Gastgeberin Michaela von Voß, Rechtsanwältin bei CMS Hasche Sigle, auf das mit dem VATM erstellte Eckpunktepapier Bahntrassenquerung ein. Hier und auch bei Wegerechten allgemein, sei es für die Unternehmen aus dem TK-Bereich besonders wichtig, über eine Hilfestellung zu verfügen, um berechtigte Forderungen durchzusetzen und bestehende Handlungsoptionen zu nutzen.

Die unmittelbar bevorstehenden Bundestagswahlen warfen ihre Schatten auch in der Diskussion voraus. Politische Fragen wie Universaldienstverpflichtung, Förderprogramme und Bürokratieabbau standen nicht zuletzt deshalb oben auf der Agenda. Die Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur (BNetzA), Dr. Iris Henseler-Unger, sprach sich beim Strategie-Panel gegen einen Breitband-Universaldienst aus. Die Umsetzung einer Universaldienstverpflichtung sei teuer und bürokratisch. "Eine solche Verpflichtung lenkt davon ab, dass wir nicht um Mindestbandbreiten ringen, sondern um ein hochleistungsfähiges Breitbandnetz", betonte Dr. Iris Henseler-Unger. Mit Blick auf den Vorschlag der EU-Kommission, einen TK-Single-Markt zu errichten, äußerte sich die BNetzA-Vizepräsidentin skeptisch, dass dieser zu einem Bürokratieabbau beitragen und den Wettbewerb fördern könnte.

Als unentbehrlich bezeichnete Norbert Westfal, VATM-Vizepräsident und Geschäftsführer der EWE TEL GmbH, die Glasfaser für schnellen Internetzugang: "Das Stück Kupfer, das wir heute noch sehen, wird immer kürzer". Ungeklärt bleibt die Frage, wann die Kupferleitung ganz verschwinden wird: "Es wird mit FTTH nicht revolutionär, sondern evolutionär weitergehen", prophezeite Marcus Isermann von der Deutschen Telekom AG: "Wir setzen auf eine Kombination der Technologien Mobilfunk, Festnetz und WLAN und investieren Milliarden in den Ausbau einer Hochleistungsinfrastruktur." Der medienpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Martin Dörmann, bezeichnete den Breitbandausbau in Deutschland als "Mosaik". Während ihm die verwendete Technik relativ egal sei, betonte er die Rolle des Marktes: "Wir wollen ja, dass der Ausbau marktwirtschaftlich stattfindet." Es sollten neue Programme aufgelegt werden, auch bei der KfW, da die 20-Jahres-Zeiträume zur Refinanzierung häufig Probleme bei Banken verursachen. Bürgschaftsprogramme und die von der SPD geplanten Bürgerfonds sollen hierbei Abhilfe schaffen und Wirtschaftlichkeitslücken besser schließen helfen, so Dörmann. Die Notwendigkeit von Förderung bei der Schließung "weißer Flecken" unterstrich Martin Witt, VATM-Präsidiumsmitglied und Vorstand 1&1 Telecommunication AG: "Das 100-Prozent-Ausbau-Ziel der Bundesregierung darf dabei nicht nur auf Kosten der Marktteilnehmer erzielt werden." Denn die Erschließungskosten "weißer Flecken" seien auf Sicht von drei bis sechs Jahren nicht ohne weiteres über Kundenzahlungen gedeckt. Es gehe daher auch um Wirtschaftlichkeitshilfe, verdeutlichte Witt. Dr. Wolf Osthaus, Senior Vice President Regulatory and Public Policy, Unitymedia KabelBW, betonte die Bedeutung der Kundenwünsche auf der Nachfrageseite. Begeisterungsfähige Dienste wie Connected-TV müssten verstärkt entwickelt und angeboten werden. Auch Martin Witt von 1&1 verdeutlichte, dass Markt und Nachfrage auf einander abgestimmt werden müssen, etwa über die Entwicklung geeigneter Dienste und Anwendungen. Zudem seien die Kunden oftmals noch nicht so weit: "Es ist ein evolutionärer Schritt: Erst wenn nachfragegerechte Angebote geschaffen worden sind, entsteht für die Endkunden ein Mehrwert und die Bereitschaft, für 100 Mbit/s oder mehr einen angemessenen Aufschlag zu zahlen." Ähnliches hatte bereits Dr. Iris Henseler-Unger zuvor skizziert: "Das Haupthemmnis ist im Moment die Nachfrage." Dies sei bedauerlich, es sei aber erforderlich - trotz geringer Nachfrage - jetzt auszubauen, um für die zukünftige Nachfrage vorbereitet zu sein.

Das zweite Panel beschäftigte sich mit der Bedeutung von Subventionen und der Frage nach den Chancen marktgetriebener Geschäftsmodelle. Fazit war, dass bei der Finanzierung neben der öffentlichen Förderung auch Faktoren wie neue Kooperationsmodelle, faire Verträge oder dingliche Sicherung eine Rolle spielen. Auch eine Anreizförderung für Konsumenten ist wichtig, z.B. durch steuerliche Erleichterungen oder durch Zuschüsse beim Glasfaserausbau. Dass man keine Angst vor Wettbewerb haben muss, stellte Rainer Wiggers, Leiter Vertrieb und Marketing Vattenfall Europe Netcom GmbH, klar. "Ich denke, es war richtig, in ein Gebiet mit viel Wettbewerb zu gehen", sagte er mit Blick auf ein Pilotprojet in der Berliner Gropiusstadt. Hierbei wurde in enger Partnerschaft mit Ericsson, QSC und der degewo Glasfaserinfrastruktur geschaffen, obwohl Telekom und Breitbandkabel in Konkurrenz stehen.

Friedrich Meyer, Geschäftsführer GasLINE Telekommunikationsgesellschaft deutscher Gasversorgungsunternehmen GmbH & Co. KG, setzt für sein Unternehmen bei der Anbindung unterversorgter Gebiete an das Backbone-Netz der GasLINE auf partnerschaftliche Modelle: "Infrastrukturprojekte mit entsprechenden Investitionen fordern langfristige und verlässliche Partnerschaften, um Chancen und Risiken fair abbilden zu können." Tim Brauckmüller, Geschäftsführer Breitbandbüro des Bundes, erläuterte seine Zielsetzung. Nachdem früher im Blickpunkt stand, die Grundversorgung des Endkunden herzustellen, stehe heute der Aufbau von zukunftsfähiger Infrastruktur im Vordergrund: "Wenn es rein privatwirtschaftlich laufen würde, wäre das gut." Da dies aber leider nicht der Fall sei, gebe es zwei EU-Töpfe, zwei Fonds des Bundes und diverse Ländertöpfe. Norbert Westfal von EWE TEL berichtete von seinen positiven Erfahrungen mit gefördertem FTTC-Ausbau. Mit dem Ziel "weiße Flecken" zu beseitigen und mit einer Open-Access-Verpflichtung, erfolge die Förderung über eine Deckung der Wirtschaftlichkeitslücke. Die Maßnahme führe zu qualitativ hochwertigem Breitbandausbau per Glasfaser bis zum Kabelverzweiger, dort, wo es ginge, auch bis zum Haus.

Die Schwierigkeiten und Herausforderungen mit denen sich Unternehmen bei der Finanzierung ihrer Breitbandvorhaben konfrontiert sehen, wurden im dritten Panel des Tages behandelt. Sehr unterschiedlich waren hier die Erfahrungen und Herangehensweisen. "Unsere Erfahrungen sind im Wesentlichen positiv, es gibt aber Dinge, die einfacher laufen könnten", so David Zimmer, Gesellschafter inexio KGaA. Er berichtete von dem großen Aufwand, den er in der Vergangenheit hatte, um Geldgeber zu überzeugen. "Diese denken in Dimensionen, die zu dem Ausbau, den es in Deutschland gibt, nicht passen", merkte Zimmer mit Blick auf Großbanken und EU-Stellen an. Durchhalten zahle sich hierbei aber aus: Mithilfe erfolgreicher Referenzprojekte sei die Finanzierung deutlich einfacher geworden, machte Zimmer Mut. Probleme machte Kai Seim, Geschäftsführer seim & partner, in der Praxis und Sichtweise der Bankenwelt aus. "Eine Projektfinanzierung beim Breitbandausbau habe ich noch nie erlebt", sagte er mit Blick auf die Risikobewertung der Banken. Vielmehr stünden Aspekte der Bonität des Unternehmens im Fokus. Eine Chance bestehe in der Bündelung, um Größenvorteile zu heben. So habe die Bündelung von Stadtwerken unter einer Marke in Dänemark zu sinkenden Stückkosten und reduzierten Kosten durch einheitlichen Vertrieb geführt.

Der VATM-Glasfasertag 2013 fand mit freundlicher Unterstützung von GasLINE und CMS Hasche Sigle statt.

Das Eckpunktepapier Bahntrassenquerung steht unter www.vatm.de zur Verfügung.



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