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Mülltrennung kein ökologisches Wundermittel


Von Medienbüro Sohn

Frankfurt am Main - Trotz Mülltrennung, Recycling, Müllsheriffs und gesetzlichen Initiativen ist das Abfallaufkommen seit Beginn der 90er Jahre kontinuierlich gewachsen: "Es hat lediglich eine Verschiebung stattgefunden: Die Gruppe der Wertstoffe hat zugelegt. Dafür sind die Anteile des Bio- und Sperrmülls sowie des Haus- und Geschäftsmülls zurückgegangen. Der Müllberg insgesamt ist gewachsen. Demnach haben die über Jahre propagierten Versuche, die Müllflut einzudämmen, versagt. Zudem ist der Umgang mit den Überbleibseln der Konsumgesellschaft immer komplizierter geworden - und teurer. Statt den Bürgern großzügig bemessene Abfallbehälter vor die Türe zu stellen, hat man sie mit immer mehr und dafür kleineren Tonnen versorgt", schreibt der Technikredakteur Georg Küffner in einem Kommentar für die FAZ.
Thumb Einen Tabubruch besonderer Art präsentierte Frank-Rainer Billigmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE), bei einer Fachtagung in Würzburg. Das berichtet die Mittelstandszeitschrift Criticón http://www.criticon.de in ihrer aktuellen Ausgabe. Er forderte einen großen Wurf für das Jahr 2007 und grenzte sich vom derzeitigen Status quo des DSD-Sammelsystems deutlich ab. Billigmann kritisierte die preistreibenden Faktoren der Neuausschreibung der DSD-Entsorgungsverträge. In den Beziehungen zwischen Verpackungsherstellern, Abfüllern und Entsorgern müssten die Einschnürungseffekte des Grünen Punktes beseitigt werden, um das Prinzip der Produktverantwortung zu erfüllen. Hier sollte man neue Wege gehen, um die Nachfragbündelung des DSD aufzulösen. "Das Bessere ist des Guten Feind. Wir müssen vom Stundenglas-Syndrom zum Wettbewerbsmarkt kommen", betonte Billigmann und kündigte eine "Revolution" in der Abfallwirtschaft an mit dem Konzept "Grau in Gelb". Verpackungen und Restmüll sollten künftig in einer Tonne erfasst werden, neben der bewährten Altpapier- und Biomüllsammlung. Der Pilotversuch der RWE-Umwelt habe dafür den Weg geebnet. Die Auswertung des Versuches führte zu besseren Ergebnissen als bei der traditionellen Getrenntsammlung des DSD. Direkt aus dem Restmüll wurden 11 Prozent Wertstoffe gewonnen, über Gelbe Tonnen und Säcke lag der Wert nur bei 4,2 Prozent. "Die Technologie entwickelt sich schneller als die politische Innovationskraft", sagte Billigmann. Für Franz Heistermann vom Bundeskartellamt sind die gravierenden Wettbewerbsverzerrungen bei der Entsorgung von Verkaufsverpackungen ein großes Ärgernis. Zwar seien durch die Entscheidungen der EU-Kommission und des Kartellamtes einige positive Veränderungen eingetreten, "die Struktur des Dualen Systems als Nachfragekartell besteht unverändert. DSD ist mit einem Marktanteil von über 95 Prozent weiterhin marktbeherrschend und die Zweifel, ob die derzeitige Verpackungsverordnung die Ziele des damaligen Verordnungsgebers realisieren kann, treten immer deutlicher zu Tage", so Heistermann. Diese Zweifel würden sich auch auf die mangelnde Getrenntsammlung von Verpackungsmüll beziehen. Das werde seit Jahren immer wieder durch die diversen Sortieranalysen des Witzenhausen-Instituts belegt und sei durch eine punktuelle Sortierung des Hausmülls der Stadt Neuss bestätigt worden, bei der festgestellt wurde, dass man mit den Verpackungsmengen im Hausmüll die gesetzlich geforderten Verwertungsquoten erfüllen könnte. "Die seit Jahren bestehenden Zweifel beziehen sich auch auf die Ökoeffizienz der Umsetzung der Verpackungsverordnung, die beispielhaft an dem Umstand festgemacht werden kann, dass die Kosten für die Einsparung einer Tonne Kohlendioxid durch das Sammeln und Verwerten von Leichtverpackungen derzeit rund 3.000 Euro betragen oder in Deutschland allein die Kosten für die Reinigung von Containerstellplätzen durch die Kommunen einschließlich deren Bürgerinformationen zur Getrenntsammlung so hoch sind, wie in Großbritannien die Kosten für die gesamte Verpackungsentsorgung", führte Heistermann aus. Trotz der ökologischen und ordnungspolitischen Mängel des DSD-Müllimperiums setzt die Grüne-Punkt-Organisation immer noch auf die vermeintlichen Segnungen der Abfalltrennung. So werden in aufwändigen TV-Werbekampagnen die Gelben Tonnen und Säcke "imagemäßig aufpoliert". Dazu stilisiert man die Sammelbehälter zu wahren Wundergerätschaften hoch: "Öko-Power aus der Gelben Tonne", heißt es in einer Pressemitteilung des DSD. Und weiter: "Strom kommt aus der Steckdose - oder aus der Gelben Tonne". Der Betrachter von Anzeigen und Fernsehspots erfährt, dass sich mit dem gesammelten und schmutzigen Verpackungsmüll Gas produzieren, Elektrizität erzeugen und Treibstoff für Autos herstellen lässt. Dabei sei die Ausbeute um so größer, je akribischer in den Haushalten Verpackungsmaterial vom restlichen Abfall getrennt werde: Immerhin konnten dank der Hilfe engagierter Mülltrenner, wie das hinter ihrer "Premiummarke - Der Grüne Punkt" steckende DSD stolz verkündet, rund 360 000 Tonnen Erdöl eingespart werden. "Die Kampagne soll die Bevölkerung motivieren, sich auch künftig freiwillig an einer sorgfältigen Mülltrennung zu beteiligen, und gleichzeitig ihren Beitrag würdigen," betont der CDU-Bundestagsabgeordnete und DSD-Chef Hans-Peter Repnik. "Auf den ersten Blick lässt diese Menge aufhorchen. Doch die Mengeneuphorie wird rasch gedämpft, wenn man den durch das getrennte Abfahren, Sortieren und Aufbereiten entstehenden Aufwand dagegenstellt: Rund fünf Euro kostet ein Liter Heizöl, der aus Altkunststoff produziert wird. Erst wenn Deutschlands Familien-Müllwarte diese Zahl kennen, können sie den ökonomischen 'Nutzen' des von ihnen bedienten Verpackungsrecyclings richtig einschätzen", so Georg Küffner die DSD-Werbebotschaften. "Im Klartext besagen die vom DSD vorgelegten Zahlen, dass zum Preis von jährlich etwa zwei Milliarden Euro etwa 5 Kilo von insgesamt etwa 10 Tonnen Kohlendioxid je Einwohner vermieden wurden. Würde Deutschlands Selbstverpflichtung einer 25-prozentigen Emissionsreduktion auf der Basis des so ermittelten Preises von 5.000 Euro je Tonne CO2 umgesetzt, würde das sage und schreibe 1,25 Billionen Euro kosten", kritisiert der Criticón-Autor und Wissenschaftsjournalist Edgar Gärtner. Dass die Mülltrennung kein ökologisches Wundermittel ist, hat man in Ländern wie Skandinavien, Frankreich und der Schweiz längst erkannt. Dort nutzt man vor allem das Energiepotenzial des Restmülls: "Es handelt sich dabei um den organischen Anteil des Mülls (er wird auf rund 55 Prozent geschätzt). Das sind nachwachsende Rohstoffe, durch deren energetische Nutzung ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden könnte", schreibt Küffner.


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Hinweis Für den Inhalt der Pressemitteilung ist der Einsteller, Isabel Braun, verantwortlich.

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