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Criticón-Vorabmeldung: Die Schnäppchenjäger sind wieder unterwegs


Von GES - Verlag

DSD-Müllkonzern wird vom US-Finanzinvestor KKR günstig eingesackt

Bonn/Köln – Die Schnäppchenjäger sind wieder unterwegs. So titelte das Handelsblatt http://www.handelsblatt.de: "Finanzinvestor streicht beim Kauf des DSD satten Gewinn ein." Gemeint ist die Übernahme des Müll-Monopolisten durch die amerikanische Private Equity Firma Kohlberg Kravis Roberts (KKR), die eilig über die Bühne gezogen wird. Die Aktionäre sollen den von DSD-Aufsichtsratschef Erich Greipl, der auch als persönlicher Vermögensverwalter von Metro-Gründer Otto Beisheim fungiert, eingefädelten Deal nur noch absegnen.
Thumb Doch Beobachtern stellt sich die Frage, ob die Aktionäre ein gutes Geschäft machen werden oder ob am Ende nur KKR kassiert. Laut Handelsblatt darf sich die seit 1976 bestehende, mittlerweile weltweit größte Risikokapitalgesellschaft auf ein "lukratives Geschäft" freuen, bei dem am Ende Aktionäre, Verbraucher und die Entsorgungswirtschaft die Zeche zahlen könnten. Zunächst zu den nackten Zahlen: Die US-Investoren geben für den Erwerb der Aktien rund 260 Millionen Euro aus. Zusammen mit den versprochenen Rückvergütungen, zusätzlichen Preissenkungen (ab 1. Januar 2005 sind im Schnitt 5,5 Prozent vereinbart), Umstellungsprämien und Darlehensrückzahlungen kostet das Geschäft nach Angaben des Handelsblattes insgesamt 807 Millionen Euro. Eine Menge Geld, so sollte man meinen. Allerdings schlummern da noch erhebliche Finanzreserven. Der DSD-Geschäftsbericht weist nach den Berechnungen des Handelsblattes enorme Liquiditätsreserven von 836 Millionen Euro aus. Woher diese pralle Kasse kommt, ist kein Geheimnis. Über Jahre hinweg sollen den Verbrauchern deutlich überhöhte Preise für den Grünen Punkt in Rechnung gestellt worden sein. Brancheninsider halten das für einen klaren Satzungsverstoß, war doch das DSD bisher als Nonprofit-Organisation und "gemeinwohlorientierte Einrichtung neuen Typs" angelegt. Hans Sedlmaier, Autor des Buches "Firmenjäger", kennt sich mit KKR aus und ist von den Übernahme-Modalitäten nicht überrascht. "Die marktbeherrschende Stellung des 'Grünen Punktes' hat das DSD zu einem verlockenden Übernahmeziel gemacht", so seine Einschätzung gegenüber dem Wirtschaftsmagazin Criticón http://www.criticon.de. Deutschland sei für Finanzinvestoren vom Format KKR ein besonders attraktiver Markt, da "gute deutsche Firmen im internationalen Vergleich billig zu haben" sind. Beim DSD – so seine Vermutung – locke noch wesentlich mehr Geld. KKR nutze die monopolartige Struktur des Unternehmens, um viel Geld zu verdienen. Brutale Investoren Dieses Vorgehen ist völlig legitim, wenn sich das Kartellamt, die betroffenen Unternehmen der Entsorgungsbranche und die Aktionäre ein solches Vorgehen gefallen lassen. Es stellt sich nur die Frage, ob KKR hält, was zunächst versprochen wird. Erklärtes Ziel von DSD und KKR ist der Börsengang. Bei allen Deutschlandprojekten von KKR ist das bislang nur bei Wincor-Nixdorf geglückt. Alle anderen Projekte waren für die Betroffenen eher ein Desaster, während KKR kräftig kassierte. Einige Pressestimmen belegen dies: Bei der Kranfirma Demag herrschte laut Spiegel ein "Angstregime". Für das Hamburger Magazin sind die amerikanischen Finanziers schlicht "Brutale Investoren" (Spiegel Online, 14.2.2004), die Unternehmen "skelettierten": "Die US-Beteiligungsgesellschaft KKR macht sich in Deutschland breit: Nach Wincor Nixdorf übernahmen die Firmenhändler (...) den Turbinenhersteller MTU. Sie sehen sich als Reparaturbetrieb des Kapitalismus. Mitunter geht dabei einiges zu Bruch – wie im Fall Tenovis." Von KKR übernommene Firmen – so der Vorwurf – werden relativ billig gekauft, völlig ausgeschlachtet, umgekrempelt und anschließend verramscht. Wie so ein Verkaufsprozess vonstatten geht, beschreibt der frühere Tenovis-Chef Peter Zaboji, der von KKR eingesetzt wurde, in seinem Buch "Change": "Ich glaube, KKR hat sich in diesem Prozess sehr geschickt verhalten und die Gegenseite zermürbt. Man kann noch hinzufügen: und dadurch letztlich Bosch Telecom Private Netze zu einem sehr smarten Preis erworben". Von den stolz verkündeten KKR-Plänen, Tenovis an die Börse zu bringen, blieb nichts übrig. Im Herbst wurde das Unternehmen an den US-Telekommunikationsausrüster Avaya verkauft und Experten gehen davon aus, dass die deutsche Traditionsfirma von der Bildfläche verschwinden und einen großen Teil seiner Mitarbeiter verlieren wird. KKR kassierte für den Tenovis-Deal nach Angaben der Zeitschrift "Finance" 370 Millionen Dollar. Das sei viel Geld für ein Unternehmen, "das bislang nicht gerade eine Ertragsperle gewesen ist. Nach drei verlustreichen Jahren erwirtschaftete die ehemalige Telekomsparte des Stuttgarter Boschkonzerns im Jahr 2003 einen Gewinn von gerade einmal 1,1 Millionen Euro. Bei einem Jahresumsatz von 890 Millionen Euro ist das nicht sehr beeindruckend. Grund für die magere Performance ist sich auch der Mittelabfluss zur Rückführung der Fremdfinanzierung durch den Finanzinvestor KKR", führt Finance weiter aus. Die Restrukturierung brachte Tenovis nicht auf die Erfolgsspur: "KKR hatte den anvisierten Börsengang nach einer Prüfung des Anlegerinteresses absagen müssen", so Finance. An den gescheiterten Plänen ist wohl nicht die Börsen-Malaise schuld: "Private-Equity-Gesellschaften sind Preismaximierer", so Henning Gebhardt von der Fondsgesellschaft DWS gegenüber der FAZ. Bootstrapping oder wie man Unternehmen finanziell auspresst Gehen Familienunternehmen an die Börse, sei die Emission meist auch mit anderen Zielen als dem puren Ausstieg verbunden, etwa, Kapital für weiteres Wachstum zu gewinnen. Bei Unternehmen aus Private-Equity-Portfolios sei die Bilanz meist aufgebläht, weil viele Vermögenswerte hochgeschrieben wurden. Beliebt sei zudem das so genannte "Recap". Dabei ziehen die Firmenjäger aus ihren Beteiligungsfirmen Eigenkapital ab, um es an ihre Investoren auszuschütten. Und die Renditeerwartung der Private Equity-Investoren liegt nach Angaben der Finanzbrache teilweise bei mehr als 20 Prozent. Das Portfoliounternehmen bekommt neue Schulden aufgebrummt. Wenn der Börsengang nur dazu dient, solche Schulden zurückzuzahlen, sieht der DWS-Manager dies als schwierig an. Bis ein Unternehmen von den Firmenjägern wieder verkauft wird, müssen darüber hinaus die Schulden zurückgezahlt werden: "Bootstrapping", Stiefelschnüren wird diese Technik, ein Unternehmen finanziell auszupressen, in der Private-Equity-Szene genannt. Auch deutsche Politiker melden Protest an. So kritisierte Johannes Singhammer, der wirtschafts- und finanzpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag, laut der Tageszeitung "Die Welt" http://www.welt.de die KKR-Praktiken: "MTU darf nicht zum Wühltisch verkommen." Die Vorgänge um die Ablösung von MTU-Chef Klaus Steffens und der drohende Arbeitsplatzverlust rund um München stießen bei der CSU auf Protest. Zum Fall DSD-KKR will sich Singhammer nicht so deutlich äußern. Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass beim Fall des in Köln ansässigen DSD keine Wahlkreisinteressen tangiert sind und mit Hans-Peter Repnik ein CDU-Bundestagskollege als Vorstandsvorsitzender des DSD fungiert. Für seine Tätigkeit erhält Repnik nach Angaben der Bild-Zeitung http://www.bild.de rund 400.000 Euro im Jahr – neben seinen Bezügen als Abgeordneter. Doch nach Angaben des Handelsblattes dürfte Repniks Stuhl als Vorstandschef bald "wackeln". Repnik verfügt zwar über hervorragende politische Verbindungen in Berlin. Ob KKR ihm aber die nötige Kapitalmarkterfahrung zutraut, bleibt abzuwarten. Bei MTU setzt KKR an Stelle des beliebten Klaus Steffens auf den früheren MG-Technologies-Chef Udo Stark, den die Welt folgendermaßen charakterisiert: "Der 57jährige Stark ist durchaus umstritten. Er gilt als angelsächsisch geprägter Manager mit Kapitalmarkterfahrung und als geschickter Taktiker. Kritiker bezeichnen ihn als 'Firmenzerleger' und 'Abfindungskünstler vom Stamme Nimm'." Insider vermuten, dass Ähnliches auch beim DSD geschehen könnte. Die deutsche Wettbewerbspolitik hat die Marktmacht des DSD-Müllkonzerns zementiert. Durch den KKR-Kauf wird sich das wohl noch verstärken. Nach Auffassung des Kartellamtes stellt das DSD kein Kartell mehr dar, obwohl die Marktanteile von Konkurrenten wie Landbell oder Interseroh, die nur in einigen Bundesländern Lizenzen haben, bislang verschwindend gering ausfallen. Nach Einschätzung von Roland Baars, Anwalt in der Kanzlei Kuhbier Rechtsanwälte in Hamburg, werde wohl auch das Untersagungsverfahren gegen das DSD eingestellt. Es bleibt nur bei der Missbrauchsaufsicht des Kartellamtes, um zu schauen, ob das DSD seine zweifellos vorhandene marktbeherrschende Stellung missbraucht. Auch von Seiten der EU bestehe keine Möglichkeit zur Intervention. Wenn das deutsche Kartellamt das DSD nicht mehr als Kartell betrachte, dann seien der EU-Kommission die Hände gebunden. Ein Kartellverfahren gegen den Kölner Müllkonzern sei unter diesen Umständen nicht mehr möglich. Die Vermutung, dass der "Grüne Punkt" zum "Schnäppchenpreis" verkauft werde, liege nahe. Das Vorgehen des DSD ist in den Augen von Baars durchaus ein "geschickter Zug". Denn durch die Änderung der Eignerstruktur – vom Kartellamt immer angemahnt – werde ein "kartellrechtliches Fallbeispiel" vermieden. DSD hat ein eigenwilliges Verhältnis zum Wettbewerb Dass das DSD ein eigenwilliges Verhältnis zum Wettbewerb unterhält, zeige vor allen Dingen ihr Klageverhalten. Zwar wurden die Klagen gegen Konkurrenten eingestellt. Die entscheidenden Konsequenzen habe der Müll-Gigant aber nicht gezogen: So seien die Rechtsmittel gegen die EU-Entscheidungen von 2001 nicht zurückgezogen worden. "Diese Entscheidungen waren aber die Basis des Wettbewerbs", so der Hamburger Rechtsanwalt Baars. Hier tue sich ein eklatanter Widerspruch auf: Einerseits erwecke das DSD den Eindruck, sich dem Wettbewerb stellen zu wollen. Andererseits versuche es aber auf dem Rechtsweg, die wettbewerbsfreundlichen EU-Entscheidungen nachträglich zu kassieren. Dann wären Tor und Tür geöffnet, um zu den alten Strukturen zurückzukommen. Dieses "Damoklesschwert" schwebe über den anderen Wettbewerbern. Mit dem Freibrief des Bundeskartellamtes wird sich das DSD um neue Geschäftsfelder bemühen, um die Gewinninteressen der neuen Eigentümer schnell zu befriedigen. Ganz oben auf der Wunschliste steht das Dosenpfand. Folgende Lösung halten Brancheinsider für denkbar: Mit dem Freibrief des Kartellamtes weitet DSD Geschäftsfelder aus "Die pfandpflichtigen Verpackungen werden in das Grüne Punkt-Lizenzsystem eingefügt. Die Abfüller müssen wieder Lizenzverträge mit DSD abschließen und die entsprechenden Gebühren zahlen. Der Handel verkauft dem Kunden die Ware und erhebt Pfandgeld. Das Pfandgeld wird dem Kunden bei Rückgabe der Verpackung zurückgezahlt. Über- oder Untermengen werden bei der künftigen DSD-Clearingstelle gemeldet und verrechnet. Das nicht eingelöste Pfand verbleibt – ohne jeden Nachweis – beim DSD. Für jede Einwegverpackung erhält das DSD zwei Cent, das sind bei rund 14 Milliarden Getränkeverpackungen rund 280 Millionen Euro. Bei einer voraussichtlichen Rücklaufquote zwischen 90 und 93 Prozent verbleibt ein Pfandschlupf von mindestens 245 Millionen Euro– ein 'Ertrag' ohne Gegenleistung. Die Rücklaufquote dürfte aber geringer sein, wenn eine Vielzahl kleiner Getränkeverpackungen verstärkt wieder im Markt ist. Realistisch dürfte der Pfandschlupf auf Dauer bei zehn Prozent liegen, das sind 350 Millionen Euro im Jahr. Allein der 'vergessene Pfandschlupf' erklärt das hohe Interesse des DSD und der neuen DSD-Eigentümer am Betreiben der Clearingstelle für Pfandverpackungen. Nachdem das DSD nicht mehr als gemeinnützig, sondern nunmehr offen als eigennützig auftritt, besteht keinerlei Veranlassung, einmal gezogene Erträge an andere Beteiligte weiterzugeben", vermutet ein Umweltexperte. Bei einem DSD-Pfandclearing nach dem oben dargestellten Muster würde sich der Produktpreis für den Endverbraucher um voraussichtlich zehn Cent pro Verpackung verteuern. Das DSD sieht für die Zukunft des eigenen Müllgeschäfts auch Risiken. Der Redaktion Criticón liegt dazu ein internes DSD-Papier vor. Schwierigkeiten im laufenden Geschäft könnten sich durch eine geringere Kundenbindung ergeben. Das Ausscheiden der bisherigen Gesellschafter könne zu einer "höheren Abwanderung zum Wettbewerb oder in die Verweigerung führen". Entwicklungen im politischen Umfeld könnten sich negativ auf das DSD auswirken. Entscheidungen der EU und Änderungen "in der Verpackungsverordnung sind nicht auszuschließen". Und weiter heißt es: "Risiken, die in der Umwandlung des DSD von einem Non-Profit zu einem Profi-orientierten Unternehmen liegen, sind nicht quantifizierbar und demnach nicht planbar". Ein anderes Kapitel in dem DSD-Papier dürfte die Wettbewerbshüter wieder auf die Palme bringen und erregt bei DSD-Wettbewerbern scharfen Widerspruch: So sollen "Kunden des Grünen Punktes einen Teil der KKR-Zuwendungen nur dann erhalten, wenn sie dem Dualen System treu bleiben", berichtet das Handelsblatt. In dem DSD-Papier nennt sich das lapidar "Honorierung der Kundentreue durch eine attraktive Vertragsumstellungsprämie". Einige Seiten weiter nennt man das "Voraussetzungen", die an die Vertragsumstellungsprämie geknüpft werden: "Rechtswirksamer Erwerb von mindestens 95 Prozent der Aktien durch die Erwerberin". Erwerberin ist die Deutsche Umwelt Investment AG, die von KKR indirekt kontrolliert wird. Weitere "Voraussetzungen": "Zustimmung zur Vertragsänderung; laufender, ungekündigter Vertrag; Jahresabschlussmeldungen für die Jahre 2001 bis 2003 liegen vor und sind testiert; keine offenen Forderungen bzw. Verrechnung". Lieferanten des Handels kommen solche Forderungskataloge sicherlich bekannt vor. Wettbewerbsrechtlich dürften die "Voraussetzungen" noch Klärungsbedarf aufwerfen. Ob der politisch gepflegte und gehegte DSD-Müllkonzern mit dem Engagement von KKR leben kann, steht in den Sternen. "Die Amerikaner sind vor allen Dingen am Cash flow interessiert und verfolgen eine Exit-Strategie, um nach ein paar Jahren mit einem ordentlichen Gewinn wieder auszusteigen", prognostiziert ein mittelständischer Entsorger. Die Zeitschrift Criticón erscheint vierteljährlich. Das Einzelheft kostet 8,20 Euro. Bestellungen per Fax unter 0228 – 6204475, per E-Mail: redaktion@criticon.de oder über die Webseite www.criticon.de


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