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Siemens, BenQ und der heiße Weg über Glasscherben


Von Medienbüro Sohn

Taiwanesen wollen mit Härtetraining an die Weltspitze

München – Mit dem Verkauf der Siemens Mobilfunksparte an den taiwanesischen Konzern BenQ http://www.benq.com müssen sich die mehr als 6.000 betroffenen Siemens-Mitarbeiter auf eine völlig neue Arbeitskultur einstellen. Die Gewerkschaftsseite kommentierte die Verkaufsentscheidung noch verhalten positiv. Eine Ausgliederung des Handy-Geschäfts in ein Gemeinschaftsunternehmen könne nach Ansicht des Siemens-Gesamtbetriebsratschefs Ralf Heckmann eine Chance sein, bestehende Standorte wie in Kamp-Lintfort auf Dauer zu sichern. "Siemens hat zu langsame und schwerfällige Entscheidungsprozesse für das schnelle Handy-Geschäft. Angesichts der Verluste muss jeder Arbeitnehmer wissen, dass dieses Geschäft im Konzern keine Zukunft mehr hat," sagte Heckmann gegenüber der Welt http://www.welt.de. Für die Arbeitnehmerseite sei entscheidend, ob Tarifverträge eingehalten und Standorte gesichert würden. Insgesamt seien von einer Transaktion 2000 Mitarbeiter im nordrhein-westfälischen Kamp-Lintfort und rund 1000 in München betroffen.
Thumb Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung dürfte die taiwanesische Seite vor allem am Vertriebsnetz und dem Markennamen von Siemens interessiert sein. Zusammen mit dem Marktanteil von Siemens könnte BenQ auf Platz vier der Weltrangliste vorrücken. Auffallendes Design, viele technische Innovationen und schnelles Aufspüren von Branchentrends zeichnen die Asiaten nach Darstellung von Branchenkennern aus. Eine Deutschland-Strategie gebe es im Handy-Geschäft bislang nicht, sagte eine BenQ-Sprecherin. Zu bieten hat Siemens vor allem eine in Deutschland, Europa und Südamerika noch immer starke Handy-Marke. An den im internationalen Maßstab vergleichsweise teuren Produktionsstandorten in Deutschland dürfte BenQ nur ein untergeordnetes Interesse haben, noch weniger an den Arbeitsbedingungen unter dem Regime von Flächentarifverträgen, wie es der IG-Metall vorschwebt. Auf dem Weg an die Weltspitze verlangt die BenQ-Firmenspitze von ihren Mitarbeitern vor allen Dingen Härte - auch gegen sich selbst: Wer bereit ist, Feuer zu schlucken, barfuss über Glasscherben zu gehen oder fünf Stunden zu marschieren, ist beim BenQ-Personalchef Joseph Sun an der richtigen Adresse. „Sun trägt eine Brille mit Goldrand, redet freundlich, aber bestimmt. Er wurde von der BenQ-Zentrale in Taipeh nach Suzhou geschickt. Gemeinsam mit zehn weiteren Kollegen aus Taiwan lenkt er rund 11 000 chinesische Mitarbeiter. 10 000 von ihnen bauen in der gigantischen BenQ-Fabrik in Suzhou Flachbildschirme, Handys und MP3-Player zusammen. Der Personalchef sorgt sich um die Disziplin: Viele junge Chinesen seien zu verwöhnt, da sie meist als Einzelkinder aufgewachsen sind.Sun trimmt den Nachwuchs auf BenQ-Linie: Jeder muss vollen Einsatz bringen, damit BenQ als globales Markenzeichen gedeiht“, berichtet der Spiegel http://www.spiegel.de. Auch bei Handys will BenQ an die Weltspitze gelangen. Die Härte im täglichen Geschäft müssten neue Rekruten bei BenQ erst mühsam lernen, die Personalchef Sun in Suzhou mit Vorliebe in ländliche Filialen schickt - als Teil des firmeneigenen Härtetrainings. Der große Standortvorteil von Taiwan liegt bei den Löhnen, die im Durchschnitt bei 20 Prozent des deutschen Niveaus liegen. Dabei holt die Produktivität schneller auf, als die Löhne es tun, was die Wettbewerbsfähigkeit von Taiwan weiter verbessert. Zudem verfügen Taiwan und China über eine extrem fleißige und lernwillige Bevölkerung, die sich sehr schnell in komplizierteste Produktionsprozesse hineindenken kann. Im Schnitt müssen die taiwanesischen Arbeitsnehmer pro Woche 42 Stunden arbeiten. Mit sieben Urlaubstagen und neun Feiertagen liegt Taiwan sogar hinter Indien (20/17,5), Indonesien (12/14), Singapur (11/11) oder Thailand (10/13). Im Vergleich zu Deutschland mit 30 Urlaubstagen, 13 Feiertagen und einer Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden kommt Taiwan auf eine Jahresarbeitszeit von über 2.100 Stunden, erreicht ein Wirtschaftswachstum von 4,1 Prozent und eine Arbeitslosenquote von 5 Prozent. Zur Blütezeit des Wirtschaftswunders 1960 betrug die durchschnittliche jährliche Arbeitszeit in Deutschland fast 2.200 Stunden. Nur in Japan wurde damals mehr gearbeitet. Heute arbeitet ein Erwerbstätiger im Durchschnitt nur noch etwa 1.500 Stunden. „Es hat ja einen Grund, warum Länder wie Taiwan uns wirtschaftlich überrunden. Wir brauchen überhaupt nicht zu lamentieren über Globalisierungsdruck, Neoliberalismus, Heuschrecken oder der kapitalistischen Ellenbogen-Gesellschaft. Wir müssen einfach wieder nur die Ärmel hochkrempeln und unser Besitzstandsdenken aufgeben. In den 60er Jahren haben die Deutschen mehr gearbeitet, waren glücklicher und stolz auf den Wirtschaftsaufschwung. Wir hatten Vollbeschäftigung und haben uns international Ansehen erworben. An diesem Arbeitsethos sollten wir uns orientieren, dann geht es in Deutschland auch wieder bergauf“, betont Michael Müller, Geschäftsführer der a & o-Gruppe http://www.ao-services.de und Wirtschaftssenator des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) http://www.bvmwonline.de. Die a & o-Gruppe hatte im Frühjahr die Siemenstochter Sinitec übernommen. Die untergründige Botschaft der IG-Metall könne daher nicht mehr lauten: „Weiter so!“. „Statt uns dem Weltmarkt anzupassen, glauben unsere Gewerkschaften immer noch, es wäre besser, die ganze Welt richtete sich nach den deutschen Flächentarifen. Es ist aber wenig wahrscheinlich, dass uns die Welt diesen Gefallen tun wird", zweifelt der Frankfurter Wirtschaftsjournalist Edgar Gärtner http://www.gaertner-online.de. Schon gar nicht taiwanesische Unternehmer.


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