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„Follow the money“ – Deal Maker wie KKR brauchen Verbündete


Von Medienbüro Sohn

Bonn, www.ne-na.de - "Follow the money", sagte Deep Throat zu Carl Bernstein und Bob Woodward - woraufhin sie den Watergate-Skandal aufdeckten. "Follow the money" empfiehlt sich auch bei Deal Makern wie dem US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR). „Immer gibt es jemanden, der das Geld einsackt, das die neuen Aktionäre investieren. Im Fall des gerade an die Börse gegangenen Turbinenbauers MTU heißt dieser Jemand KKR und ist ein Finanzinvestor aus den USA, eine lupenreine Heuschrecke. 430 Millionen Euro aus dem Emissionserlös fließen direkt an KKR, mit dem Rest werden Schulden bezahlt, die KKR der MTU aufgebürdet hatte, um so einen Teil des ursprünglichen Kaufpreises von 1,45 Milliarden Euro schnellstmöglich zurückzuholen. Am Ende bleibt ein ordentlicher dreistelliger Millionenbetrag bei KKR“, schreibt die taz.
Thumb Bei der Börsenmission soll auch MTU-Chef Udo Stark nicht schlecht abschneiden. Er selbst hat auch schon Aktien gekauft. "Sie wissen ja, es gibt einen Kreis von 4 Vorständen und 25 Führungskräften, die zusammen an der Gesellschaft knapp 6 Prozent halten. Zu diesen 25 beziehungsweise 30 Gesellschaftern gehöre auch ich," sagte Stark gegenüber dem ARD-Magazin Monitor. Wie viele Anteile das seien, konnte man Stark nicht entlocken. Er lässt sich nicht in die Karten schauen, wenn es um seine Einkünfte geht, um Gehälter und Pensionsansprüche. "Bei diesem Börsengang habe ich doch einige Bedenken. Nach deutschem Recht bekommt man nicht heraus, wie viel der Vorstand wirklich als Gesamtvergütung bezieht. Pensionsvereinbarungen beispielsweise werden nicht angegeben, und so kann es sein, dass astronomische Pensionsverpflichtungen hier verdeckt gewährt worden sind, der dann später plötzlich bei Entdeckung dazu führt, dass die Aktien deutlich an Wert verlieren," sagte der Wirtschaftsjurist Professor Michael Adams in der Monitorsendung. Undurchsichtig sind auch die neuen Eigentumsverhältnisse beim Müllkonzern Duales System Deutschland, der Ende des Jahre an KKR verkauft wurde. Aus der „Selbsthilfeeinrichtung der Wirtschaft“, so der Metro-Manager Erich Greipl vor vier Jahren, dem „gemeinwohlorientierten Selbsthilfeunternehmen der Wirtschaft mit Non-Profit-Prinzip“, vom ehemaligen DSD-Chef Hans-Peter Repnik noch vor zwei Jahren beschworen, wurde ein Unternehmen mit harter Renditeorientierung. Wer verdient am früheren Non-Profit-Monopol? Dieser Frage widmet sich die aktuelle Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Criticón http://www.criticon.de. Zur Zeit schießen in der Öffentlichkeit die Spekulationen über die neuen Herren des DSD-Müllgiganten ins Kraut. „Es ist wieder mal geschafft worden, durch den Einfluss der Politik privatwirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten auszuhebeln. Erst wird über Jahre mit staatlicher Unterstützung ein ‚Non- Profit-Monopol’ zementiert, und die Politik schaut nur mit halb zugekniffenen Augen hin, was sich da bildet und sich wie wild gebärdet. Dann wird die DSD AG in die private Wirtschaft entlassen, obwohl sie immer noch ein Kartell sondergleichen bildet. Auch von der vielgepriesenen gesellschaftlichen Verantwortung ist nicht mehr viel zu hören, denn man muss ja annehmen, dass nun die rein wirtschaftlichen Interessen überwiegen. Also Gewinne der Investoren und nicht langfristige Entsorgungssicherheit, die immer dann als Argument herhalten musste, wenn in der Vergangenheit ‚Gefahr’ für den Grünen Punkt entstand. Zum Beispiel durch den Zutritt neuer Systembetreiber wie Interseroh oder Landbell. Fallen denn nun auch deren Beschränkungen komplett und unverzüglich? Was ist los bei den zuständigen Beamten? Haben sie den Kampfeswillen verloren, oder war bis heute alles nur ein Scheingefecht, und ist man froh darüber, dass das DSD nun verscherbelt wird? Verstehe einer dieses Land. Eins haben auf jeden Fall die Investoren verstanden: Wenn die Deutschen so sind, wie sie sind, dann sollte man zuschlagen und die Gewinne, die staatlich besichert sind, schnellstens realisieren. Herzlichen Glückwunsch, KKR, zu diesem Investment“, kommentiert der Branchenkenner Volker Kruschel in einem Leserbrief an die FAZ. Das der Deal für KKR ein gutes Geschäft sei und nicht als eine Rettungsaktion für den Grünen Punkt gewertet werden könne, wie es Bundesinnenminister Otto Schily in Abgrenzung von der Heuschreckenattacke seines Parteichefs Münterfering darstellte, vermutet auch der Kölner Journalist Werner Rügemer: „KKR kauft das Entsorgungsunternehmen offiziell für 807 Millionen Euro. Tatsächlich erhalten die Anteilseigner (Metro und andere) davon 260 Millionen Euro. Mit dem Rest zahlt KKR stille Gesellschafter aus und Halteprämien an bisherige Kunden“. KKR beschaffe sich für die Firmenjagd Kapital von institutionellen Investoren, immer häufiger aber von sogenannten HNWI (High Net Worth Individuals), also vermögenden Individuen (Firmeninhaber und -erben, Topmanager) mit verfügbaren Anlagesummen ab fünf Millionen US-Dollar aufwärts. „Die HNWI werden Kommanditisten des aufgekauften Unternehmens. Das schlägt sich zunächst im kurzen ‚Verwertungszyklus’ nieder. Die Finanzinvestoren erwerben die Gesamtheit oder die Mehrheit der Gesellschaftsanteile nicht mit der Absicht, das Unternehmen im traditionellen Sinne zu kaufen. Vielmehr wird das aufgekaufte Unternehmen von vornherein einer Verwertung unterzogen, die maximal auf sieben Jahre berechnet ist. Der durchschnittliche Verwertungszyklus beträgt etwa fünf Jahre, bevorzugt werden drei oder vier Jahre“. Wichtig für KKR sei das Geld, das zuverlässig beim DSD-Müllkonzern lande. "Wenn ein Konsument im Supermarkt nach verpackter Ware mit dem Grünen Punkt greift, klingelt in 95 Prozent aller Fälle wegen der Lizenzgebühren die Kasse des Kölner Unternehmens. Zwar wird der Umsatz auf Grund von Preisnachlässen und neuer Konkurrenz langsam zurückgehen. Doch die Wettbewerber sind bisher klein und schwach", schreibt der Spiegel. Es stellt sich die Frage, wer jetzt „Gate-Keeper“ des DSD ist? „Der neue DSD-Chef Peter Zühlsdorff stellte auf einer Pressekonferenz als Reaktion auf die Heuschrecken-Debatte klar, dass nicht der Investor KKR das DSD gesucht hätte, sondern das DSD habe einen Investor gesucht, ihn aber in Deutschland angeblich nicht gefunden. Nur wer suchte den Käufer und sind damit die KKR-Firmenjäger-Methoden ausgehebelt? Als Beratungsfirma für die Übernahmeverhandlungen mit KKR wurde die Anwaltskanzlei Linklaters Oppenhoff & Rädler beauftragt. Die europäische Großkanzlei entstand 2001 aus einer Fusion von Oppenhoff & Rädler und Linklaters, einer der größten britischen Kanzleien. Der Kanzlei-Verbund ist nach Angaben des Informationsdienstes Thomson Financial der größte Rechtsberater für Fusionen und Unternehmenskäufe in Europa. Zu den Mandanten von Oppenhoff zählen unter anderem die Commerzbank, Ford und der Handelskonzern Metro. Interessant ist auch die Zusammensetzung des Aufsichtsrates der Deutschen Umwelt Investment AG, eine KKR-Tochter die das DSD übernommen hat. Im Handelsregister wird unter anderem Philipp Freise genannt. Neben dieser Funktion sitzt Freise zudem direkt im Aufsichtsrat der DSD AG. Auf der Internetseite des Grünen Punktes wird er als ‚Fondsmanager’ von KKR aufgeführt“, führt Criticón aus. Nur was hat der Fondsmanager vorher gemacht? Freise studierte an der elitären wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung (WHU). Vorsitzender des Vorstands der Stiftung der WHU ist ein alter Bekannter: Prof. Dr. Dr. h.c. Erich Greipl. Stifter und Namensgeber der WHU – Otto Beisheim-Hochschule – ist Professor Dr. h. c. Otto Beisheim, der Metro-Gründer und Gesellschafter der Metro AG. Für Philipp Freise war die Privatuni immer schon Pionier in der Ausbildung von Unternehmern: "Ein bestimmter Kreis von Studenten und Professoren plante den Lehrstuhl schon 1996 in einer Vorlesung und bildete über die Jahre eine enge Community...“, berichtet die Financial Times Deutschland. Wie passt das zusammen? Greipl, Zühlsdorff, Freise, Otto-Beisheim-Hochschule, Linklaters Oppenhoff & Rädler und KKR? „Eine Antwort werden die beteiligten Kreise am KKR-Deal wahrscheinlich nicht geben. Die kritische Debatte über die Methoden der Heuschrecken ist jedenfalls keine Erfindung von Franz Müntefering. KKR steht in den USA seit Jahren im Fokus investigativer Recherchen“, so Criticón. Sarah Bartlett beschreibt in ihrem Buch „The Money Machine“, wie KKR Macht und Profite organisiert. Wer Allianzen mit KKR schmiede, könne gut verdienen. Juristen hätten die Chance, durch KKR-Beteiligungen Multimillionär zu werden. Politiker könnten sich ihre Kampagnen-Kassen aufbessern lassen und mit Wall Street Prominenz verkehren. Auch Vorstandschefs werde es ermöglicht, durch Beteiligungsrechte an KKR-Firmen Millionen zu verdienen. Welche Eignergruppe beim DSD-Müllkonzern die Gewinne einstreichen kann, ist noch unklar. Den jetzigen Eigentümern des Müllimperiums wird es jedenfalls schwer fallen, noch von einer „Selbsthilfeeinrichtung der Wirtschaft“ zu sprechen. Das faktische Monopol des DSD sei nach Einschätzung von Branchenkennern die einzige Motivation für KKR, ins deutsche Müllgeschäft einzusteigen. Mit dem wettbewerbspolitischen Freibrief des Bundeskartellamtes sei dem Expansionsdrang des Grünen Punktes wenig entgegenzusetzen. KKR erhoffe sich wohl Monopolrenditen wie in der Strombranche. "Das Ergebnis ist ein Müllmulti de Luxe. Von der Sammlung des Elektronikschrotts über Transportverpackungen bis zum Rücknahmesystem für das Dosenpfand wird dann alles aus einer Hand gesteuert. Da haben die Wettbewerbshüter in Bonn ganze Arbeit geleistet", kritisiert ein mittelständischer Entsorger. Ein Kartellverbot des Grünen Punktes schließen Branchenkenner noch nicht aus. Das DSD unterstehe der Missbrauchsaufsicht der Bonner Wettbewerbshüter. Bei einem Marktanteil von über 90 Prozent ist das nachvollziehbar. Jüngster Stein des Anstoßes ist die Rückkehr des Hamburger Nahrungsmittelkonzerns Unilever zum Müllmonopolisten. Das Lizenzvolumen des Markenartiklers wird auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt. Die Konkurrenten des DSD gehen von einer Doppelstrategie des Marktführers aus. Gegenüber der Lebensmittel Zeitung klagt ein Newcomer: „Es kann nicht sein, dass ein marktbeherrschendes Unternehmen mit Dumpingpreisen kleine Wettbewerber ausbootet“. In Richtung Kartellwächter lautet die Kritik: „Wie kann es sein, dass just zu dem Zeitpunkt, zu dem DSD neue Verträge zu alten Preisen abschließt und dafür auch noch Treueprämien zahlt, gleichzeitig Großkunden Sonderrabatte eingeräumt werden?“ Sollte sich diese Praxis bestätigen, dass der Müllkonzern eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bei den Lizenznehmern des Grünen Punkt schaffe, ist nicht nur Ärger mit dem Kartellamt vorprogrammiert. „Das wird zu einem Erdbeben bei den anderen Firmen der Konsumgüterindustrie führen, die noch nach der offiziellen Preistabelle des DSD ihre Gebühren abführen müssen“, sagt ein Entsorger. Der Fall Unilever könnte sich zu einem Lehrstück in der Monopoltheorie entwickeln. Denn Dumpingpreise sind das übliche Instrument, mit dem Monopolisten Wettbewerber aus dem Markt drängen.


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