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Mentalitätswandel in Fernost – Japaner wollen nicht mehr von der „Wiege bis zur Bahre“ beschäftigt werden


Von Medienbüro Sohn

Bonn/Tokio – Der japanische Arbeitsmarkt gilt traditionell als sehr unflexibel. Es war über Jahrzehnte üblich, dem Unternehmen, für das ein Japaner arbeitete, über lange Jahre treu zu bleiben. Man war dem eigenen Unternehmen zwar nicht von der Wiege bis zur Bahre, aber doch im Idealfall von der Einstellung bis zur Pensionierung verbunden.
Thumb „Die Karrieremuster in Japan sind in den vergangenen fünfzehn Jahren vielfältiger, der Arbeitsmarkt ist flexibler geworden. Mittlerweile arbeitet etwa jeder Dritte Beschäftigte in Japan in Teilzeit- und Gelegenheitsjobs oder lässt sich über eine Zeitarbeitsfirma anwerben“, schreibt das Handelsblatt http://www.handelsblatt.de. Das alte starre System konnte wegen der Überschuldung, hoher Kosten und eines wachsenden internationalen Wettbewerbs nicht mehr aufrechterhalten werden. Seit Mitte der Neunzigerjahre mussten die japanischen Firmen ihre Belegschaften reduzieren und dafür teure Abfindungen zahlen, so die Düsseldorfer Wirtschaftszeitung. Seither besetzten sie qualifizierte Stellen lieber gleich nur auf Zeit. Zugleich hat es einen Mentalitätswandel gegeben. Materielle Sicherheit und Beständigkeit stünden insbesondere bei jungen und mobilen Menschen nicht mehr an erster Stelle. „Früher gab es in Japan die Ronin, die zu keinem Feudalclan gehören wollten. Heute sind das die Freeter“, sagt Yasukuni Nambu, Gründer der Zeitarbeitsfirma Pasona, die mittlerweile an der Börse notiert ist. Der Begriff setzt sich aus dem englischen „free“ und dem deutschen „Arbeiter“ zusammen und steht für Gelegenheitsjobber. Sie warten Computer, helfen im Büro, verkaufen in Geschäften, bedienen in Restaurants, erläutert das Handelsblatt. Der Markt für Zeitarbeit habe sich in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht. Die Deregulierung des japanischen Arbeitsmarktes habe diese Entwicklung weiter beschleunigt: Zeitarbeitskräfte dürfen mittlerweile bis zu drei Jahre auf einer Stelle bleiben und in ihnen bisher verschlossenen Bereichen eingesetzt werden, was sie für Firmen interessanter macht. Flexibilität sei mittlerweile aber auch bei hoch qualifizierten Top-Kräften gefragt. Als Shiro Tsuda, ein Top-Manager bei NTT Docomo, sich im vergangenen Jahr von Vodafone abwerben ließ, dankte es ihm die ganze Headhunting-Branche. Noch vor wenigen Jahren galt ein solcher Schritt als illoyal – auch bei Geschäftspartnern in der Branche. Doch inzwischen gilt ein Firmenwechsel nicht mehr als Tabubruch. „Ich will meine Karriere so portabel wie möglich gestalten“, zitiert das Handelsblatt die Controllerin Chika Takashi, die im vergangenen Jahr von der Kosmetikfirma Shiseido zu einer ausländischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wechselte. Sie musste sich nur bei einer Personalgesellschaft registrieren lassen – schon hatte sie den neuen Job. Zurzeit nutzen nur 2,4 Prozent der arbeitssuchenden Japaner das Know-how von Personalagenturen. In den Vereinigten Staaten sind es 20 Prozent. „Das japanische Beispiel zeigt, dass ein starrer und hermetisch abgeriegelter Arbeitmarkt auf Dauer nicht bestehen kann“, sagt Udo Nadolski, Geschäftsführer des Düsseldorfer Beratungshauses Harvey Nash http://www.harveynash.de. Auch Deutschland wird an einer weiteren Flexibilisierung der Arbeitszeiten nicht herumkommen. Bei uns wird Flexibilität oft nur gepredigt, aber Starre gelebt. Die heimischen Eiertänze über den Kündigungsschutz regen mich auf. Wir brauchen eine generelle Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. Gefragt sind aber Taten, nicht die x-te Debatte. Die Politik sollte verstärkt Zeitarbeit zulassen. Auch im aktuellen Wahlkampf vermisse ich überzeugende Rezepte, wie man von dem Skandal der rund fünf Millionen Arbeitslosen wegkommen kann. Befristete Arbeitsverträge sind die richtige Antwort auf momentane Probleme am Arbeitsmarkt. Warum sollte sich jemand nicht für drei, sechs oder neun Monate eingliedern lassen in ein Unternehmen, in die dortige Arbeitsorganisation und trotzdem über ein anderes Vergütungsmodell und ein anderes Sozialmodell verfügen? Wenn jemand befristet angestellt wird, heißt das ja nicht, dass er völlig rechtlos ist oder nach dem Ende seines Vertrages direkt in die Arbeitslosigkeit fällt. Wenn wir mit ausländischen Geschäftspartnern zusammenarbeiten, wundern die sich häufig über die gesetzliche Überregulierung auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Außerdem erfüllt die Bundesagentur für Arbeit erkennbar nicht mehr ihre Grundfunktionen und verwaltet sich nur noch selbst. Private Anbieter könnten da wesentlich mehr leisten.“ Nicht nur Japan, auch Deutschland brauche einen Mentalitätswandel, mahnt Nadolski. Denn die unweigerliche Folge von unflexiblen Arbeitsmärkten sei Massenarbeitslosigkeit. Und die sei auf jeden Fall unsozialer als ein Job auf Zeit.


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