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Corona und die gute Seite des sozialen Fastens – Von Prof. Dr. Sabrina Krauss


Von SRH Hochschule in Nordrhein-Westfalen

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Deutschland beginnt für viele Menschen jährlich nach Aschermittwoch die Fastenzeit. Gefastet wird rund 40 Tage, also nach Beendigung des Karneval bis hin zum Osterfest. In dieser Zeit verzichten viele freiwillig auf Alkohol, Fleisch oder andere Genüsse. Die Variationen des selbstverordneten Verzichts sind vielfältig. Auch der Zeitraum darf variiert werden.

Fasten liegt im Trend: bewusst auf liebgewonnenes verzichten. Den Körper oder den Geist entgiften – Stichwort Heilfasten. Ein Ansatz, der vielleicht auch den jetzigen Verzicht auf soziale Kontakte in einem anderen Licht erscheinen lassen kann. Wir alle sind aufgerufen, soziale Kontakte zu minimieren -  haben keine Möglichkeit ein Café zu besuchen, haben keinen Zugang zu kulturellen oder anderen Unterhaltungsangeboten. 

Wie wäre es, wenn wir diesen Zustand als `soziales Fasten´ betrachten? Eine Weile auf all das verzichten, was wir als selbstverständlich angesehen haben. Begegnungen, Gespräche von Angesicht zu Angesicht, gemeinsame Abende in freundschaftlicher Runde und vieles mehr. Den Zugang zu einem unerschöpflichen Angebot  an Unterhaltung, Ablenkung und Spaß nicht einfach als gegeben hinnehmen. Der Existenz dieser schönen Möglichkeiten (wieder) Wertschätzung entgegen bringen.

Hand aufs Herz, wer hat nicht schon einmal in einem realen Treffen mit einer emotional wichtigen Person nebenbei über die digitalen Medien (Handy, etc.) mit jemand anderem kommuniziert? Wir wollen so oft alles, und überall und sofort, so dass die Momente, die uns gerade umgeben, nicht nur nicht wertgeschätzt, sondern einfach halbherzig gelebt werden. Wie sind Sie zuletzt mit ihren sozialen Kontakten umgegangen? Waren Sie immer ganz bei der Sache? Haben Sie vielleicht sogar manchmal die digitalen Varianten und Messenger-Dienste einer echten Begegnung vorgezogen?

 

Durch die Corona-Krise  spüren wir nun alle schmerzlich, was uns die digitalen Medien eben nicht geben können – auch wenn sie in der jetzigen Situation sicherlich ein Segen sind. Natürlich ist dieses Fasten nicht frei gewählt und macht damit ein sich-darauf-einlassen sehr schwer. Aber was gewinnen wir durch innere Abwehr dieser Situation? Ärger hat selten die äußeren Umstände geändert, er kann aber durchaus unsere Stimmung - und sogar unsere Leistung - negativ beeinflussen. Ärger raubt uns Kraft. „Ich ärgere mich über die momentane Situation!“, wenn man einmal genauer hinsieht, wer da eigentlich wen ärgert, erscheint das Ganze wenig funktional.

 

Einige fernöstliche Kulturen glauben schon sehr lange an die positive Wirkung der Akzeptanz der Gegebenheiten, die jetzt gerade sind. Das ist keine Resignation.  Selbst die Psychologie macht sich diesen Effekt in Therapie und Coaching zu Nutze. Es handelt sich dabei um eine, für den Moment, geänderte Sichtweise. Eine Perspektive, die weniger Ärger produziert und somit auch seltener Stimmungstiefs nach sich zieht.

 

Die Situation, mit all ihren Schwierigkeiten, für den Moment so zu nehmen wie sie ist und sie als Fastenzeit zu sehen, kann auf zweierlei Arten wirken: im ersten Schritt reduziert sich der Ärger durch die Akzeptanz der Situation und dann, im zweiten Schritt - also in klassischer Wirkweise einer Fastenkur - können wir uns bewusst machen, wie schön, vielfältig und bunt unser Leben normalerweise ist.

Statt zu betrauern, was nun gerade nicht ist, könnten Sie versuchen sich einmal deutlich zu machen, für was Sie alles dankbar sein können: die tollen Gespräche mit der besten Freundin oder dem besten Freund im Lieblings Café, der grandiose Italiener, bei man schon so manchen illustren Abend verbracht hat, die ausgelassenen Feste, die man mit Familie und Freunden ausgerichtet hat, etc.

 

Ja, diese Erlebnisse und Möglichkeiten fehlen gerade, aber sie waren da, sie haben wunderschöne Erinnerungen hinterlassen (die ihnen niemand mehr nehmen kann) und sie werden wieder kommen. Ob sie nach 14 oder 40 Tagen wieder möglich sein werden, kann heute noch nicht mit Sicherheit gesagt werden, aber stellen sie sich vor, wie sie sich dann – dank der jetzigen Situation – mit einer ganz anderen Haltung auf alle folgenden echten Begegnungen einlassen können. Wie Sie die Begegnungen danach wieder viel bewusster und noch intensiver genießen können. Wie klar dann der Unterschied zwischen realen und digitalen Begegnungen geworden sein wird.

 

Vielleicht veranlasst Sie diese soziale Fastenzeit auch dazu, sich ab jetzt zu entscheiden, ob Sie sich entweder Zeit für eine digitale- oder eine reale Begegnungen nehmen möchten, statt weiterhin zu versuchen, beides auf einmal zu leben. Das Smartphone in Zukunft bei echten Gesprächen einfach mal in der Tasche lassen. Auch den Umgang und Einsatz mit den digitalen Medien bewusster (er-) leben.

 

Im Sinne der positiven Psychologie sind Dankbarkeit, die Entscheidung für eine andere Sichtweise als die bisherige und der Fokus auf das, was gerade gut ist, wichtige Schlüsselfaktoren im Kampf gegen depressive Verstimmungen und andere Lebenskrisen. Eine geänderte Perspektive besitzt sogar die Fähigkeit, sich positiv auf die ganze Bandbreite der menschlichen Psyche auszuwirken.

 

Wie Sie mit dem sozialen Fasten umgehen, obliegt allein Ihnen. Sie haben natürlich das Recht, sich auch weiterhin zu ärgern. Selbstverständlich kann man Ängste auch nicht einfach abstellen, aber auch Ängste können besiegt werden und gerade dazu eignen sich oft andere Sichtweisen, wie vielleicht die hier beschriebene. Sie haben es in der Hand, das Hier und Jetzt hauptsächlich als Strafe oder als Chance auf eine neue Sichtweise und auf den bewussteren Umgang mit (zukünftigen) sozialen Kontakten zu sehen.

 

 

Zur Person:
Prof. Dr. Sabrina Krauss ist
Professorin für Psychologie und Studiengangleiterin für die Studiengänge „Arbeits- und Organisationspsychologie“ und „Psychologie“ an der SRH Hochschule Hamm. Sie ist seit mehr als 10 Jahren psychologische Beraterin unterschiedlicher Wirtschaftsunternehmen, insbesondere zu den Themen Digitalisierung und Change Management. 


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