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Unser Gesundheitssystem


Von S4F News & Communication Ltd

Das Gesundheitssystem wird immer teurer - und die Versicherten müssen zahlen. Laut neuen Berechnungen dürfte auf Durchschnittsverdiener ein Zusatzbeitrag von mehr als 50 Euro im Monat zukommen.
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Das deutsche Gesundheitssystem zählt zu den teuersten der Welt - und dürfte bald wohl noch teurer werden. Experten warnen vor neuen Kosten, die vor allem für die Versicherten zur Belastung werden.

Die Gesundheitsausgaben steigen schneller als die Einkommen der Versicherten, sagt Gesundheitsökonom Jürgen Wasem. Der Professor für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen hat hochgerechnet, was das für Krankenversicherte bedeutet: Die den Versicherten abverlangten Zusatzbeiträge werden sich innerhalb von vier Jahren mehr als verdoppeln. Ökonomen und Opposition fordern ein Umlenken. Ihre Sorge: Der erkennbare Ausgabenzuwachs ist erst der Anfang.

Hintergrund ist die Finanzierungsstruktur der Krankenkassen: Sie erhalten pro Versichertem Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds. Weil die Kosten stark steigen, reicht dieses Geld allerdings nicht aus. Laut Wasems Analyse fehlen bereits jetzt 14,4 Milliarden Euro, im Jahr 2020 werden es 36,7 Milliarden Euro sein.

Die Kassen müssen diese Differenz ausgleichen, indem sie von ihren Versicherten Zusatzbeiträge verlangen, die sich nach dem jeweiligen Einkommen richten. "Der große Kostenanstieg rollt erst an", warnt SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Das Gesundheitssystem stehe vor wesentlich stärkeren Reformen als das Rentensystem.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe habe mehr als ein Dutzend Gesundheitsgesetze gemacht, kritisiert Günter Neubauer, Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomik in München. "An den wesentlichen Strukturen jedoch wurde wenig geändert. Das ist ein Flickwerk."

An die Drosselung der Ausgaben sei die Politik in den vergangenen Jahren gar nicht mehr gegangen, moniert Ökonom Wasem. Das sieht auch Doris Pfeiffer kritisch, Chefin des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). "Die Reformen der letzten Jahre haben sich nicht mit Einsparungen beschäftigt, sondern die Kosten erhöht. Das führt zu steigenden Zusatzbeiträgen", sagt sie. Zugleich sei bei der Patientenversorgung kein großer Schritt nach vorn gemacht worden. In Summe stiegen durch die jüngsten politischen Weichenstellungen die Ausgaben im Gesundheitssystem bis 2019 um 3,4 Milliarden Euro verglichen mit 2015.
Mehr als doppelt so hohe Zusatzbeiträge

Das Resultat bekommen Versicherte in den kommenden Jahren empfindlich zu spüren. Nach Wasems Berechnungen steigt der Zusatzbeitragssatz im Schnitt von 1,1 Prozent in diesem Jahr auf 2,4 Prozent in vier Jahren an. Das wäre ein stärkeres Plus als die Versicherungen selbst bisher einkalkulieren.

Ein Durchschnittsverdiener mit heute 1960 Euro beitragspflichtigem Einkommen zahlt dieses Jahr im Schnitt 21,76 Euro monatlich an Zusatzbeitrag, rechnet Experte Wasem vor. Bis 2020 werde sich seiner Prognose nach der Beitrag auf 54,74 Euro mehr als verdoppeln, bei einem durchschnittlichen Einkommen von dann 2261 Euro.

Und die Lage wird sich weiter verschärfen. Denn die älter werdende Bevölkerung treibt die Kosten genauso in die Höhe wie der medizinische Fortschritt. "Auf 100 Menschen zwischen 20 und 60 Jahren kommen heute 34 Ältere", sagt Wasem. In den nächsten zwanzig Jahren verdoppelt sich dieser Altenquotient fast auf 60. Allein durch die Babyboomer-Generation, die nun in das Alter schwerer Erkrankungen wie Krebs komme, stiegen die Kosten in Zukunft um acht bis zehn Prozent pro Jahr, erwartet SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach.
Veränderung der Zusatzbeiträge bei den 15 größten gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland im Jahr 2016

Den jüngsten Anstieg haben Reformen verursacht, die viele Experten als dringend notwendig ansehen: Ärzte auf dem Land werden besser honoriert, die Pflege im Krankenhaus und die Notfallversorgung in den Kliniken wurden verbessert.

Immerhin: Auch eine Kostenbremse bei Arzneimitteln kommt auf den Weg; Pharmakonzerne, die für neue Medikamente im ersten Jahr den Preis selbst festlegen und damit viel Geld abschöpfen können, soll Einhalt geboten werden. Ab einer Schwelle von 250 Millionen Euro Jahresumsatz soll laut Plänen des Gesundheitsministeriums der später mit den Krankenkassen ausgehandelte Preis rückwirkend gelten.
Dennoch bleiben viele heikle Themen ungelöst.

• Der geplante Abbau des Überangebots an Krankenhäusern kommt nicht in Gang. "Das entsprechende Gesetz enthält einen schwerwiegenden Konstruktionsfehler", warnt GKV-Chefin Pfeiffer. Ein Fonds soll die Umstrukturierung mit Beitragsgeldern unterstützen. Doch über deren Verwendung dürften die Länder entscheiden, die wenig Interesse an Standortschließungen haben. "Ein Konzentrationsprozess ist dringend nötig", sagt Ökonom Neubauer. Er müsse beherzter angegangen werden. Es gebe 30 bis 40 Prozent zu viele Krankenhausbetten. Unwirtschaftliche Häuser sorgten dafür, dass anderen Kliniken das Personal fehle.

• Krankenhäuser leiden darunter, dass die Bundesländer zu wenig für Investitionen zahlen. Es fehlten mindestens vier Milliarden Euro, moniert Gesundheitsexperte Neubauer. Eigentlich müssen die Länder Investitionskosten der Kliniken finanzieren. Doch seit Jahren senken sie ihre Ausgaben dafür. Jetzt zahlen sie gerade etwa drei Milliarden Euro pro Jahr, obwohl laut Experten zehn Milliarden gut wären. Die Kliniken zweigen daher Geld aus den Pauschalen der Krankenkassen für die Versorgung von Patienten ab - das jedoch fehlt dann dort. "Eine Lösung hierfür wird immer dringlicher", fordert DKV-Chefin Pfeiffer.

• Der Mangel an Pflegekräften wird kaum bekämpft. "In der Pflege fehlen uns Kräfte, und dieser Mangel wird immer ernster", sagt Maria Klein-Schmeink, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion. "Wir sind ausgesprochen schlecht vorbereitet auf den enormen Fachkräftemangel in der Pflege, der sich schon jetzt deutlich zeigt." Doppelt so viele Pflegende wie heute seien nötig, schätzt Gesundheitsexperte Wasem.
Arbeitgeber und Besserverdienende könnten Lücken stopfen

So groß der Handlungsbedarf an vielen Stellen im Gesundheitssystem auch ist, Experten glauben nicht daran, dass Einsparungen allein helfen. Mehr Geld müsse in das System fließen.

"Die Bemessungsgrundlage, bis zu der Einkommen zur Krankenversicherung herangezogen werden, könnte angehoben werden. Das würde eine wichtige Ungerechtigkeit beseitigen und die Einnahmen kurzfristig steigern", sagt Ökonom Neubauer. Derzeit liegt die Grenze, bis zu der Einkommen für die Krankenversicherung herangezogen werden, circa ein Viertel unter der für die Rentenversicherung.

Zudem kommt eine Diskussion auf, die Arbeitgeber wieder stärker an den Kosten zu beteiligen. Derzeit tragen Arbeitnehmer allein die Zusatzbeiträge. "Die Effizienzreserven werden knapper. Durch Sparen bekommt man dies nicht in den Griff. Die Kosten müssen fairer verteilt werden", sagt SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach. "Wir müssen die Parität wieder einführen", fordert Lauterbach, genauso wie die Grünen. "Wir brauchen zudem eine Bürgerversicherung, um die Ungerechtigkeit aufzuheben", sagt der SPD-Experte. Eine solche Versicherung für alle avanciert zum nächsten Wahlkampfthema - mal wieder.

Zusammenfassung:
Trotz vieler Reformen bleibt das Grundproblem des Gesundheitssystems ungelöst - die Ausgaben steigen stärker als die Einnahmen. Arbeitnehmern verlangt das in vier Jahren mehr als doppelt so hohe Zusatzbeiträge ab wie heute. Ökonomen und Opposition fordern ein Umlenken. Zusätzliche Einnahmen von Arbeitgebern und Besserverdienenden könnten helfen, auch die Debatte um eine Bürgerversicherung verschärft sich.

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