Ein exklusives Interview mit Münz- und Medaillendesigner Chris Costello

Chris Costello ist eine angesehene Persönlichkeit auf dem Gebiet der Numismatik und stammt aus Boston. Er ist nicht nur ein Künstler, sondern auch ein Grafikdesigner, Illustrator und Typograf. Costellos Talent erstreckt sich auch auf die Münzgestaltung, für die er Auszeichnungen für seine außergewöhnliche Arbeit erhalten hat. Seine Meisterwerke werden weltweit gefeiert und geschätzt.

Larissa Wasserthal: Können Sie uns Ihren Weg in die Welt des Münzdesigns schildern? Was hat Ihr Interesse an diesem Bereich geweckt?

Chris Costello: Ich habe mich schon früh für das Sammeln von Münzen interessiert und war immer von den Details und der Schönheit der klassischen Vorkriegsmünzen aus Amerika und Europa fasziniert. Nach meinem Universitätsabschluss in Grafikdesign und Kommunikation begann ich eine lohnende Kunstkarriere, und 2010 antwortete ich auf einen Aufruf der United States Mint für Künstler. Ich wurde in das Artistic Infusion Program aufgenommen und hatte die Möglichkeit, Entwürfe für über sechzig Designprogramme beizusteuern. Mehr als 25 meiner Entwürfe wurden ausgewählt, um zu Münzen und Medaillen für unsere Nation verarbeitet zu werden.

Zwei meiner amerikanischen Entwürfe wurden für den Coin of the Year (COTY) Award nominiert und 2019 erhielt ich den COTY Award für das Design der Rückseite der American Liberty Gold Coin 2017.

Seit 2017 wurde ich zu fünfzehn Münzdesign-Wettbewerben der Royal Mint eingeladen, bei denen mehrere meiner Entwürfe in die engere Wahl kamen. Meine siegreichen Entwürfe von 2020 (Mayflower) und 2021 (H.G. Wells) wurden auf £2-Münzen für das Vereinigte Königreich geprägt.

Derzeit entwerfe ich Gedenkmünzen und Medaillen für souveräne Staaten und private Einrichtungen, die ein breites Spektrum an spannenden illustrierten Themen aufweisen.

LW: Was sind die wichtigsten Faktoren, die Sie als Designer für eine renommierte Münzprägeanstalt bei der Gestaltung eines neuen Münzdesigns berücksichtigen? Wie schaffen Sie den Spagat zwischen historischer Bedeutung und moderner Ästhetik?

CC: Durch meine Ausbildung in den Bereichen Grafikdesign, Markenbildung und Typografie weiß ich, wie man komplexe Sachverhalte in leicht verständliche Bilder umwandeln kann. Ich strebe danach, Designs zu entwerfen, die auf kleinen Leinwänden sofort erkennbar sind, mit Illustrationen, die so viele Menschen wie möglich ansprechen. Als Münzsammler entwerfe ich Münzen, die ich gerne in meiner persönlichen Sammlung sehen würde.

Die heutige Designästhetik verlangt nach einem minimalistischen Ansatz für Komposition und Typografie, der banal und fade wirken kann, wenn er nicht richtig ausgeführt wird. Meine Antwort darauf ist, wann immer es möglich ist, ein authentisches modernistisches Design mit einer klassischen Darstellung zu kombinieren. Um einem modernen Publikum historische Ideen aus der Vergangenheit zu vermitteln, versuche ich in meinen Münzdesigns, klassische Standards künstlerischer Schönheit mit der Reinheit zeitgenössischer grafischer Formen zu verbinden.

LW: Können Sie uns Ihren kreativen Prozess erläutern, wenn Sie mit der Gestaltung einer neuen Münze beauftragt werden? Welche Schritte unternehmen Sie von der Konzeption bis zum Endprodukt, um sicherzustellen, dass jedes Design einzigartig und aussagekräftig ist?

CC: Nachdem ich das kreative Briefing gelesen habe, treffe ich mich mit dem Interessenvertreter oder dem Kreativdirektor, um die Themenoptionen zu besprechen. Dann recherchiere ich bestehende Münzdesigns, um sicherzugehen, dass ich nicht etwas entwerfe, das bereits von einem anderen Künstler entworfen wurde. Mein oberstes Ziel ist es, originelle Münzdesigns zu entwerfen. Ich visualisiere Konzepte in meinem Kopf durch Nachdenken und Meditation, und wenn ich bereit bin zu skizzieren, gebe ich einfach wieder, was ich bereits sehe.

Zur Vorbereitung auf die Skizzenphase stelle ich mich in der Regel in einem Kostüm dar, wenn menschliche Figuren benötigt werden, und ich arbeite so oft wie möglich mit meinen eigenen fotografischen Referenzen. Ich erstelle eine erste Runde loser Bleistiftskizzen zur Genehmigung durch den Kunden. Nachdem ein Entwurf ausgewählt und genehmigt wurde, arbeite ich die Details in einer genauen Bleistiftzeichnung aus und bearbeite den Entwurf mit digitaler Layout-Software, um die Typografie und die Komposition zu gestalten. Wenn es die Zeit erlaubt, erstelle ich den Schriftzug von Hand.

Die endgültige Kombination aus Bleistiftzeichnung und digitalem Entwurf wird als PDF-Datei gerendert, die den Bildhauern als Leitfaden für die Bestimmung der Reliefbereiche dient. Nachdem mein Entwurf modelliert wurde, erhalte ich einen digitalen Probedruck des Modells, an dem ich zusätzliche Empfehlungen und Änderungen vornehme, bis es die beste Interpretation meines ursprünglichen Kunstwerks ist. Sobald ich den Korrekturabzug genehmigt habe, wird die Skulptur verkleinert und auf die Stempel übertragen, mit denen die Münzen geprägt werden.

Ich helfe auch bei der Werbung für numismatische Produkte mit Social Media Marketing, Verpackungsdesign, Künstlerinterviews und öffentlichen Auftritten.

LW: Was finden Sie an der Gestaltung von Münzen für eine bekannte Prägeanstalt besonders reizvoll? Gibt es bestimmte Entwürfe oder Projekte, die Sie besonders ins Herz geschlossen haben?

CC: Die Tatsache, dass meine Kunst und meine Ideen mich überleben und von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt in den kommenden Jahren gesehen werden, ist die Belohnung. Ich bin ein Chronist der menschlichen Kultur und Geschichte. Mein Lieblingsdesign ist die Gedenkmünze 2020 zum 400. Jahrestag der Mayflower, die ich für die Royal Mint entworfen habe. Jede Zeile des Kunstwerks, die Typografie, das Schiff und die Wellen wurden von mir selbst entworfen. Ich hatte eine lose Bleistiftskizze des Entwurfs eingereicht, in der Erwartung, sie zu verfeinern, aber diese Skizze wurde in ihrer Spontaneität und organischen Qualität als perfekt angesehen, da sie das Thema mit dramatischer Bewegung und Energie klar illustrierte. Meine ursprüngliche Konzeptskizze wurde mit kleinen Änderungen beibehalten und diente dem Bildhauer als endgültige Vorlage.

LW: Wie hat sich der Prozess des Münzdesigns angesichts des technologischen Fortschritts, z. B. durch digitale Designtools, in Ihrer Laufbahn entwickelt? Bevorzugen Sie traditionelle Methoden oder stehen Sie digitalen Innovationen offen gegenüber?

CC: Die Arbeit im Bereich des digitalen Grafikdesigns verlangt von mir, dass ich mich mit den neuesten technischen Tools und Trends weiterentwickle. Bei meiner Arbeit als Münzdesigner kann ich meine traditionellen Illustrationsfähigkeiten nutzen, um mit Stift, Bleistift und Papier zu kommunizieren. Ich schätze die Momente, in denen ich von den Bildschirmen weggehen und Graphit auf Papier auftragen kann. Zeichnen und Malen haben eine therapeutische Wirkung, und ich werde auch in Zukunft handgezeichnete Kreationen anfertigen. Digitale Bildbearbeitungs- und Illustrationstools sind jedoch unerlässlich, um meine Arbeit zu verbessern und zu vollenden. Diese Werkzeuge haben mir geholfen, einen schnellen und effizienten Produktionsprozess zu entwickeln, der das Entwerfen von Münzen sowohl unterhaltsam als auch profitabel macht.

LW: Wie gehen Sie vor, wenn Sie kulturelle und nationale Symbole in Ihre Münzgestaltung einbeziehen? Vor welchen Herausforderungen stehen Sie, wenn Sie sicherstellen wollen, dass diese Symbole korrekt und respektvoll dargestellt werden?

CC: Bei der Einbeziehung nationaler und kultureller Symbole in Münzentwürfe sind umfangreiche Recherchen und Beratungen mit Fachleuten entscheidend für die Genauigkeit der Darstellung, insbesondere bei Bräuchen, Flaggen und Wappen.

Als ich das Material für die Münze und Medaille zum 400. Jahrestag der Mayflower 2020 recherchierte, traf ich mich mit Vertretern der Stämme der Massachusetts und der Wampanoag, um Symbole für die Geschichte der amerikanischen Ureinwohner zu besprechen, die sowohl akkurat als auch verbindend sein sollten, während gleichzeitig Empfindlichkeiten und negativ besetzte Bilder vermieden werden sollten. Die heutigen Stämme an der amerikanischen Ostküste haben ganz andere Ansichten als die Stämme an der Westküste, was die Einhaltung des traditionellen amerikanischen “Thanksgiving”-Festes mit seiner sehr komplexen Geschichte der Kolonisierung angeht. Das Konzept, das sich als die verbindendste und würdigste Idee durchsetzte, war die landwirtschaftliche Methode der Drei Schwestern, die die lokalen Stämme Neuenglands mit den europäischen Siedlern teilten, um ihnen beim Überleben und Gedeihen zu helfen.

Dies wurde das Hauptmotiv der Silbermedaille und war in der Tat mein bisher anspruchsvollstes Designprojekt.

LW: Können Sie einen Einblick in kommende Trends oder Themen im Münzdesign geben? Was glauben Sie, worauf sich Sammler und Liebhaber in Zukunft freuen können?

CC: Sport, Unterhaltung, Prominente und patriotische Motive scheinen die heißesten Trends zu sein. Ich entwerfe derzeit Silbermünzen mit all diesen Motiven, und sie werden von den Fans mit großer Begeisterung aufgenommen. Ich glaube, dass die Sammler sich auf mehr Produkte freuen können, die auf ihren speziellen Geschmack und ihre Interessen zugeschnitten sind, vor allem, wenn der Silberpreis ansteigt. Sammler werden ein Porträt von John Wayne oder ein Paar amerikanischer Weißkopfseeadler auf einer .999-Münze einem einfachen Silberbarren vorziehen.

LW: Zusammenarbeit ist oft der Schlüssel zum kreativen Prozess. Wie arbeiten Sie mit anderen Teammitgliedern, wie Graveuren und Münzbeamten, zusammen, um Ihre Entwürfe zum Leben zu erwecken?

CC: Bei der Gestaltung meiner Münzen für staatliche und private Prägeanstalten arbeite ich sehr eng zusammen. Ich habe mich mit Teams aus Artdirektoren, Bildhauern, Marketingexperten, Textern und Verpackungsdesignern getroffen, um innovative numismatische Produkte zu konzipieren und zu realisieren. Ich arbeite sehr eng mit den Bildhauern zusammen, um die Probedrucke zu verfeinern, Anpassungen vorzunehmen und die Flachreliefs fertig zu stellen, damit sie meinen Originalvorlagen so getreu wie möglich entsprechen, bevor die Stempel geschnitten werden.

LW: Welchen Rat würden Sie schließlich angehenden Münzdesignern geben, die in Ihre Fußstapfen treten und sich in der Branche einen Namen machen wollen?

CC: Ich würde angehenden Münzdesignern raten, sich mit so vielen Menschen in der Branche wie möglich auszutauschen: Münzdesignern, Bildhauern, Münzbesitzern, Sammlern, Münzhändlern usw., und sich in den sozialen Medien zu engagieren. Auf diese Weise erfährt man, was in der Branche täglich passiert, und kann sich von den Arbeiten anderer Designer inspirieren lassen. Ich habe ein Netzwerk von befreundeten Münzdesignern in der ganzen Welt, die ihre Kunst und ihre Ideen mit mir teilen. Wir inspirieren und ermutigen uns gegenseitig. Viele meiner aktuellen Münzdesign-Aufträge sind aus diesen Netzwerkverbindungen entstanden. Nehmen Sie an Designwettbewerben teil, um Erfahrungen zu sammeln und Ihre Arbeit zu präsentieren. Verfeinern Sie Ihr Handwerk und zeigen Sie die Entwicklung Ihrer Arbeit öffentlich.

Das Wichtigste ist, dass Sie Ihren eigenen Stil, Ihre Vision und Ihren Prozess entwickeln. Entwickeln Sie Ihre ästhetischen Überzeugungen und verteidigen Sie sie. Da es nur wenige Künstler gibt, die eine Karriere im Münzdesign anstreben, sind die Chancen groß, sich als Innovator und Designführer zu profilieren.

Seien Sie originell. Verdienen Sie Geld. Haben Sie Spaß daran.