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Alles in eine Tonne - Das deutsche Mülltrennungsdiktum wankt


Von Medienbüro Sohn

Köln/Düsseldorf – Der Quasi-Müllmonopolist Duales System Deutschland (DSD) mit seinem Erkennungszeichen "Der Grüne Punkt" verkündete in einer Presseaussendung wieder die heile Welt der Mülltrennung. "Beim Umweltschutz hat die 'Geiz ist geil' Mentalität noch nicht Einzug gehalten: 66 Prozent der Bürger sind dafür, möglichst viele Verpackungen wiederzuverwerten, auch wenn die Kosten dafür höher sein sollten als bei der Verbrennung oder Deponierung", so das DSD.
Thumb Köln/Düsseldorf – Der Quasi-Müllmonopolist Duales System Deutschland (DSD) mit seinem Erkennungszeichen "Der Grüne Punkt" verkündete in einer Presseaussendung wieder die heile Welt der Mülltrennung. "Beim Umweltschutz hat die 'Geiz ist geil' Mentalität noch nicht Einzug gehalten: 66 Prozent der Bürger sind dafür, möglichst viele Verpackungen wiederzuverwerten, auch wenn die Kosten dafür höher sein sollten als bei der Verbrennung oder Deponierung", so das DSD. Die Mitmachbereitschaft der Bürger sei ungebrochen hoch: 91 Prozent der Befragten gaben an, ihren Müll zu trennen, lediglich sechs Prozent werfen alle Abfälle in eine Tonne. 64 Prozent aller Bürger halten den Grünen Punkt für eine "gute Sache". In der Theorie mag dieser Befund vielleicht stimmen. Auch die Frage, ob die Demokratie im Prinzip eine gute Sache sei, bekommt ähnlich hohe Zustimmungsraten. Fragt man nach der Realität des politischen Alltags, fallen die Ergebnisse eher niederschmetternd aus. So verhält es sich auch mit dem realen Verhalten der Bevölkerung bei der Mülltrennung. "Die Deutschen sind keineswegs begeisterte Mülltrenner", schreibt die Fachzeitschrift Technology Review. Die Anteile der im DSD-Jargon genannten "Fehlwürfe" würden dramatisch ansteigen. So landen in der Papiersortieranlage von RWE in Köln-Merkenich pro Woche rund fünf bis sieben Tonnen Schrott. "Das Trennverhalten erodiert", muss ein Sprecher des DSD gegenüber Technology Review einräumen. Damit steht er in einem bizarren Widerspruch zum Mülltrennungscredo seines Chefs Hans-Peter Repnik, der als Hüter der Gelben Tonnen die Umfrageergebnisse als tiefe Verwurzelung der Mülltrennung und des Recyclinggedankens wertet. "Wir können unsere Arbeit auf der Grundlage eines großen Vertrauens der Bevölkerung und einer überragenden Mitmachbereitschaft leisten", erklärte der DSD-Vorstandsvorsitzende. Das Heidelberger Institut für Energie und Umweltforschung liefert ein völlig andere Bild zur heilen Mülltrennungswelt des DSD. Die Vermüllung in Gelben Säcken und Tonnen betrage bis zu 50 Prozent. Vor allem Großstadtbeohner und Singles trennen schlecht. Erst recht, wenn sie keiner beobachtet. Der Inhalt der Gelben Tonnen gleicht oft dem von Restmülltonnen und umgekehrt. Technisch ist die nationale Pflicht zur Mülltrennung längst überholt. "Müll lässt sich dank neuer technischer Verfahren immer besser und schneller sortieren – ohne Zutun schlecht bezahlter Menschen. War die Verwertung von Abfall bis vor kurzem eine Alibiveranstaltung – aus den vermengten Recyclingkunststoffen entstanden minderwertige Produkte wie Blumenkübel –, so werden die Kunststoffe heute penibel getrennt. Die reinen Rohstoffe finden gut zahlende Abnehmer. Und das Beste: Die Bürger können alles in eine Tonne stopfen, moderne Anlagen fischen Metall, Papier und Kunststoffe zuverlässig aus dem Unrat heraus", berichtet die Wirtschaftswoche. Das deutsche Diktum, Müll zu trennen, gerät ins Wanken. Das käme nicht nur dem Bürger entgegen, der damit der lästigen Trennpflicht enthoben wäre und weniger Mülltonnen in seinem Vorgarten aufstellen müsste. "Auch Politikern passen die neuen Sortierverfahren gut in den Kram. Sie wollen die Zahl der Trennsysteme verringern, um dadurch Spielraum für Gebührensenkungen zu gewinnen. Ihr Kalkül: Je weniger Mülltonnen abgeholt werden, desto billiger wird es für die Bürger. Weniger Touren bedeuten weniger Müllmänner, und der Fuhrpark kann verkleinert werden", so die Wirtschaftswoche. Das alte System wurde im Laufe der Jahre so aufgebläht, dass es Bürger und Kommunen immer teurer zu stehen kam. "Es entstanden ein kompliziertes Gesetzesgeflecht und eine mächtige Ökobürokratie. Die Deutschen gefielen sich in der Rolle des ökologischen Musterknaben. Folge: In manchen Gebieten existieren heute bis zu zwölf verschiedene Sammelsysteme", führt die Wirtschaftswoche aus. Selbst 14 Jahre nach Einführung des Grünen Punktes durchschauen die wenigsten, was in welche Tonne gehört. Die neuen Sortierverfahren würden dem Sammel-Chaos zu Leibe rücken. "Am meisten Aufsehen erregte ein Versuch der RWE Umwelt in Essen. Deutschlands größter Müllentsorger kippte in seiner Sortieranlage, die für Abfall aus dem gelben Sack gedacht ist, testweise normalen Hausmüll aufs Förderband – und zog jede Menge verwertbarer Stoffe heraus: Konservendosen, Plastik, Saftkartons. Die Menge erfüllte die Quoten des Gesetzgebers. Der erwartet, dass mehr als die Hälfte der Verpackungen nicht einfach vernichtet, sondern sinnvoll verwertet wird – und hatte deshalb den gelben Sack eingeführt", schreibt die Wirtschaftswoche. "Die Ergebnisse des Sortierversuchs übertrafen unsere Erwartungen bei weitem", sagt Stolte, Chef der 4,5 Millionen Euro teuren Anlage. Automatische Sortieranlagen arbeiteten schneller als eine Schicht Müllarbeiter. 14 Gewichtstonnen Abfall sortiere eine automatische Anlage pro Stunde; Menschen schafften in derselben Zeit nur drei Tonnen. Die Sortieranlagen seien jetzt sogar in der Lage, Recyclingmaterial nach Kundenwunsch zusammenzustellen. Was die Betreiber der Sortieranlagen freue, beunruhige das DSD. Die Befürchtung der DSD-Manager: Wenn man Abfälle zur Verwertung aus dem ganz normalen Hausmüll ziehen könne, brauche man keine zusätzliche Gelbe Tonne mehr für Verpackungen. "Die Büchse der Pandora wurde geöffnet", sagt RWE-Umwelt-Chef Bernard Kemper nach dem Bericht der Wirtschaftswoche. Dass die Umstellung auf vollautomatische Sortierung preisgünstiger sei, zeige sich am Beispiel des Lahn-Dill-Kreises. Eine Anlage, entwickelt von der Firma Herhof, verarbeitet eine bunte Müllmixtur. Die Hessen trocknen den unsortierten Abfall, um die Bestandteile besser trennen zu können. Ein Luftstrom bläst aus dem Gemisch alle brennbaren Stoffe wie Papier, Plastik, Textilien und Essensreste hinaus. Sie werden zu Trockenstabilat verpresst, mit dem etwa Zementfabriken ihre Öfen befeuern. Die Entsorgungskosten für das Trockenstabilatverfahren liegen deutlich unter den Preisen des Grünen Punktes. Statt der jährlich im Durchschnitt 22 Euro pro Kopf müssten die Deutschen für ihren Verpackungsmüll nicht einmal die Hälfte bezahlen.


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Hinweis Für den Inhalt der Pressemitteilung ist der Einsteller, Gunnar Sohn, verantwortlich.

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