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Das Versagen der deutschen Historikerzunft


Von Medienbüro Sohn

Außenseiter bestimmen die Debatten über die Geschichte

Bonn/Berlin – Die deutsche Historikerzunft entfernt sich immer stärker vom Publikum. Ob es sich nun um den Historikerstreit, die Wehrmacht oder den Bombenkrieg handelte, so Berthold Seewald in der Welt http://www.welt.de, die Anstöße für zeitgeschichtliche Debatten kamen nicht vom öffentlich alimentierten und bestallten Establishment. Diese Entwicklung, die der Autor weder als positiv noch negativ charakterisiert, lässt sich spätestens seit den 1980er Jahren konstatieren. Als jüngstes Beispiel führt Seewald das Buch "Hitlers Volksstaat" von Götz Aly an. Aly wirft der Professorenriege eine "fast schon habituelle Unlust am Fragen" vor. Ein weiteres Beispiel ist das bei der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA) http://www.dva.de erschienene Werk "Hitlers Bombe", welches von dem freiberuflich tätigen Wirtschaftshistoriker Rainer Karlsch und dem Journalisten Heiko Petermann vorgelegt worden war. Während sich die deutschen Historiker zu den sensationellen Forschungsergebnissen der Autoren nicht äußern wollten, weil sie vielleicht noch unter dem Trauma der Stern-Tagebücher stehen, wurde die eindeutige Würdigung des Werkes durch den amerikanischen Spezialisten Mark Walker in Deutschland sozusagen totgeschwiegen. Allerdings zeigte sich am Beispiel von "Hitlers Bombe" auch das Problem, das auftritt, wenn sich die Fachleute aus dem wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs heraushalten: In einer solchen Situation ist es für Journalisten, die von keiner Sachkenntnis getrübt sind, um so einfacher, harsche Verdammungsurteile zu sprechen.
Thumb Der Publizist Joachim Fest ist ein gutes Beispiel für das Versagen der deutschen Historikerzunft und die immense Forscherleistung so genannter Außenseiter. Er nahm sich Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre eine mehrjährige Auszeit von seiner beruflichen Tätigkeit, um auf eigenes Risiko an seiner monumentalen Hitler-Biographie zu schreiben. Einige Fachkollegen, die zu einer solchen Anstrengung nicht in der Lage waren, verlegten sich lieber auf das Herumkritteln an Details. Die Leser sind es jedoch leid, sich durch fragen- und thesenarme, dafür aber fußnoten- und theorietriefende Dickleiber der Professoren zu quälen. Das Buch zum alliierten Bombenkrieg schrieb ebenfalls ein Außenseiter, nämlich der Journalist Jörg Friedrich. Und die Verstrickung der Wehrmacht in den Völkermord wurde von nichtpromovierten Mitarbeitern des Hamburger Instituts für Sozialforschung in der Wehrmachtsausstellung dargestellt. Den öffentlich bestallten Historikern war das Thema wohl zu heiß, denn die Fehler der Wehrmachtsausstellung belegten wiederum Außenseiter: "Ihr Scheitern im Dickicht der Quellenkritik legten ebenfalls Außenseiter bloß, die in penibler Kleinarbeit die Fehler in den Bildlegenden erkannten." Seewald zufolge herrscht eine "offensichtliche Sprachlosigkeit der verbeamteten deutschen Zeithistoriker", die in diametralem Gegensatz zu ihrer reinen Masse stehe Auf eine freie Stelle, so der Welt-Redakteur, kommen Hunderte von Bewerbungen Habilitierter. Die Gesellschaft sei der Wissenschaft längst als Publikum abhanden gekommen. Die Gründe hierfür seien vielfältig. Einen Punkt hebt Seewald besonders hervor: "Mit dem Verlust der Erzählung, die viele Zitierkartelle nach 1968 leichtfertig soziologischem Theoriegeschwurbel opferten, verabschiedete sich das Fach freudig von neuhumanistischen Traditionen." Doch nicht nur die Fachhistoriker tragen die Verantwortung dafür, dass sie kaum noch wahrgenommen werden, obwohl ihr "Kult des Bruchstücks" sich oft darin erschöpft, ausufernd über Randprobleme zu fabulieren. Es sei auch eine "Taubheit" der Zuhörer zu registrieren. Selbst Hochschulabgänger sind nicht mehr in der Lage, einschlägige Fachliteratur zu lesen und einzuordnen. Vor diesem Hintergrund sollte man es den Außenseitern eigentlich danken, dass sie das Geschäft der C4-Professoren besorgen und die Leserschaft in ein Gespräch über die Geschichte ziehen.


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Hinweis Für den Inhalt der Pressemitteilung ist der Einsteller, Paul Humberg, verantwortlich.

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