Beim Einsatz digitaler Technologien hinkt die deutsche Baubranche im Vergleich zu anderen Branchen und vor allem im internationalen Vergleich deutlich hinterher. Bislang investierte die Baubranche entsprechend wenig in Digitalisierungsprojekte. Dann beschränkt sie sich oftmals auf den Einsatz grundlegender, digitaler Lösungen wie derjenigen der elektronischen Rechnungsstellung oder CAD-Anwendungen. Bauspezifische Technologien wie 3D-Scanner oder Virtuelle Realität werden außer Acht gelassen bzw. selten genutzt.
Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie "Zukunft Bau - Beitrag der Digitalisierung zur Produktivität in der Baubranche", die das ZEW Mannheim im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) erstellt hat und heute anlässlich der gemeinsamen Abschlussveranstaltung von ZEW, BBSR und dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen in Berlin präsentiert.
Finanzielle Anstrengungen und zeitlicher Aufwand stehen im Weg
Als zentrale Hemmnisse für die erfolgreiche Umsetzung von Digitalisierungsprojekten gelten der zu hohe finanzielle (62,4 Prozent der Unternehmensangaben) und der zeitliche Aufwand (61,5 Prozent der Unternehmensangaben), der mit Digitalisierungsprojekten grundsätzlich einhergeht.
Datenschutz und Breitbandausbau aktuell noch hinderlich
Als hinderlich werden von der Mehrzahl der befragten Unternehmen weiterhin zu strikte Datenschutzregeln (57,5 Prozent der Unternehmensangaben), der unzureichende Breitbandausbau (55,6 Prozent der Unternehmensangaben) sowie fehlende Standards und Schnittstellen (54,9 Prozent der Unternehmensangaben) wahrgenommen. Bemerkenswert ist, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen (52,1 Prozent) schlichtweg keine Notwendigkeit für Digitalisierungsprojekte sieht.
"Insbesondere kleine Betriebe, die im Baugewerbe besonders zahlreich zu finden sind, können nicht die Zeit aufwenden, sich mit der Digitalisierung zu befassen. Dabei wäre es wichtig, sich auf konjunkturell weniger gute Zeiten vorzubereiten und gerade die Digitalisierung kann dazu beitragen", sagt Prof. Dr. Irene Bertschek, Projektleiterin und Leitung des ZEW-Forschungsbereichs "Digitale Ökonomie".
In der Baubranche liegen große Digitalisierungspotenziale einfach brach
Die Baubranche hat dennoch ausreichend Potenziale in der Digitalisierung für ökonomische Erfolgsvariablen wie Wettbewerbsfähigkeit, Innovationsfähigkeit oder Arbeitsproduktivität. Dies ist daran ersichtlich, dass deutlich mehr Unternehmen für die Zukunft positive Auswirkungen der Digitalisierung erwarten.
So gehen beispielsweise 57,5 Prozent der Unternehmen laut eigenen Angaben von positiven Digitalisierungsauswirkungen auf deren Wettbewerbsfähigkeit in einigen Jahren aus. Zum heutigen Zeitpunkt tun dies nur 49,3 Prozent der Unternehmen. Deutlich positiver werden in der Zukunft (im Vergleich zum heutigen Zeitpunkt) die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Unternehmenserfolg insgesamt gesehen (56,0 Prozent laut Unternehmensangaben) im Vergleich zu 46,9 Prozent aktuell). Auch die Innovationsfähigkeit (48,9 Prozent in Zukunft gegenüber 40,7 Prozent aktuell) steigt nach eigenen Einschätzungen an.
Die zentrale Frage der Produktivitätswirkung von Digitalisierung schätzen schließlich 47,3 Prozent der Unternehmen positiv für ihre Zukunft ein.
Potenziale wurden grundsätzlich erkannt
„Die Studie hat gezeigt, dass in der Baubranche noch große Digitalisierungspotenziale brachliegen. Die Chancen der Digitalisierung für Produktivitäts- und Qualitätszuwächse in der Zukunft wurden erkannt. Die Baubranche ist mit ihren fast 330.000 Betrieben einer der bedeutendsten Wirtschaftssektoren in Deutschland. Es ist wichtig, diese Potenziale zu heben, auch im Interesse der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“, kommentiert der Leiter des BBSR, Dr. Markus Eltges, die Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Studie.
Verantwortlich: Theo van der Burgt (GF BAUHERRENreport GmbH)
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